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Überflüssig wie ein Kropf

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Überflüssig wie ein Kropf

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Nun geht’s also auf die Wahlen zu. Das vorgetäuscht und verlogen negativ abgefackelte Vertrauensvotum ist wie gewünscht über die Bühne gegangen, ganz so, wie es sich für eine diszipliniert eingespielte Theatertruppe wie die SPD gehörte. Der Bundespräsident glaubt, sorgsam geprüft und seine Entscheidung zur vorzeitigen Auflösung des Bundestages rechtens getroffen zu haben. Kaum jemand erwartet, daß das Verfassungsgericht dem Zauber noch einen Stein in den Weg legen wird. Wir dürfen also voraussichtlich am 18. September einen neuen Bundestag wählen. Doch wen oder was? Nach anfänglicher Euphorie seit Gerhard Schröders Taschenspielertrick vom 22. Mai ist Ernüchterung eingetreten. Schnell hatte die Opposition zugesagt, sah sie sich doch nach der verheerenden SPD-Niederlage in Nordrhein-Westfalen und den für sie opulenten Umfragewerten schon als sicheren Sieger. Jetzt oder nie, signalisierte Angela Merkels spontane Zustimmung – und sie behielt recht. Ruckzuck war sie zur Kanzlerkandidatin gekürt, und dies ohne das geringste Gezeter und Sperrfeuer aus München. Ebenso ruckzuck wurden neue Kandidatenlisten aufgestellt, Unbotmäßige ausgemustert und Folgsame draufgesetzt. Der nächste Bundestag wird wohliger, runder, anpassungsfähiger. Stänkerer wie den Grünen Werner Schulz, der die Abstimmungsfarce im Bundestag gar mit den Ritualen in Ulbrichts und Honeckers Volkskammer verglich, wird es nicht mehr geben. Genauso schnell wurden Wahlkampftexte fabriziert und auch noch mit dem Begriff „Programm“ überhöht. Einige Zeitungen bemühten sich, ihren Lesern die Aussagen zu Begriffen wie Wirtschaft, Soziales, Arbeitsmarkt oder innere Sicherheit nach Parteien aufzudröseln. Das war schon für die Redakteure schwer genug, der umworbene Wähler dürfte die entsprechenden Seiten weder ganz gelesen noch aufbewahrt haben. Selbst bei den ultralinken SED-Wiedergeborenen und ihren westdeutschen Ammen scheint der Nahrungsfluß zu stocken. Wie immer ihre Linkspartei auch abschneiden wird, richtig mitmachen wollen sie auf einmal auch nicht mehr. Die Bundesrepublik ganz nach DDR-Muster umkrempeln wollen sie nicht oder wollen es zumindest (noch) nicht sagen. Daß sie den verkorksten Laden nur ein bißchen gerechter und sozialer verschmusen möchten, sagen auch die anderen. Proletarische Kampflieder und über die Köpfe gestreckte geballte Fäuste allein werden die vergrätzten Massen erst recht nicht scharenweise zum Kreuzchenmachen auf ihren Listen anlocken. So pendeln sich ihre Hoffnungen jetzt nach und nach auf etwa zehn Prozent zu erwartende Stimmenanteile ein. Daher dämmert denn auf einmal vielen anfangs euphorischen Jublern über die schnellen Wahlen die Erkenntnis, daß es mit dem saftigen Denkzettel für den Trickser Schröder wohl doch nichts wird, und bei der Wahl womöglich eine große Koalition herauskommen könnte. Noch ist ja ein bißchen Zeit. Aber da sich das Land zunächst einmal in die Ferien verkrümelt hat, wird bis Anfang September voraussichtlich nicht mehr viel passieren. Und ob dann die Matadore mit aufbrechenden Ideen nach Hause kommen und in drei Wochen noch mit irgendwelchen Paukenschlägen das Volk aufrütteln, darf bezweifelt werden. Das große Erwachen kommt wohl erst am Abend des 18. September.

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