Das neue Schlüsselwort heißt „neoliberal“. Darunter wird alles subsumiert, was Linksextremisten hassen. „Neoliberal“ ist heute das, was früher „neonazistisch“ war. Neoliberal ist aus Sicht der Extrem-Linken sogar inzwischen die Linkspartei.PDS wegen ihrer Realpolitik in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Dem PDS-Arbeitsminister in Schwerin, Helmut Holter, gehen diese Attacken von linken Kritikern zu weit. Holter, seit 1973 SED-Mitglied, verweigerte jetzt der Jungen Welt ein Interview. Das frühere FDJ-Blatt ist seit der Wiedervereinigung das Leib- und Magenblatt von Linksaußen, aber selbst für Holter als Absolvent einer KPdSU-Parteischule in Moskau inzwischen zu hart. Besonders hart geht die JW deswegen mit Holters Pressesprecher Helfried Liebsch ins Gericht. Eigentlich müßte er doch einer „von uns“ sein, dachte sich die Redaktion der JW wohl und war um so enttäuschter, als Liebsch mitteilte, der Minister stehe für ein Interview nicht zur Verfügung. Deswegen hat die JW jetzt ausgepackt, daß Liebsch früher beim Neuen Deutschland war. Fazit: Wer in der Vergangenheit rot gesehen hat, sieht es – wenigstens manchmal – auch heute.