Bigbrother Müntefering will nicht mehr, daß wir von der „Unterschicht“ sprechen. Das erinnert stark an George Orwell: Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei etc. Und jetzt Münteferings Coverversion: Unterschicht ist „Prekariat“ (klingt ja so wie „Prädikat“). Das ARD-Morgenmagazin forderte seine Zuschauer in einer Anmoderation dreimal mit erhobenem Zeigefinger hintereinander auf, Prekariat zu sagen. Alles andere sei politisch unkorrekt. Und der Sinn der Übung? Prekariat erinnert an „Premium“. Demnach wäre dann beispielsweise Bärbel Schäfer nicht mehr die „Domina des Unterschichten-TVs“ (Henryk M. Broder), sondern die „Diva des Prekariatfernsehens“?! Das Problem ist nur: Unterschicht bleibt Unterschicht – da nützt es nichts, wenn der Münte spricht. Bald wird der Begriff „Prekarianer“ so verrucht klingen, wie jetzt bereits das Kunstwort „Migrant“, das eigens geschaffen wurde, um von der Multikultiproblematik abzulenken. Aber keine Angst: Hier werden wir die Dinge auch weiterhin so benennen wie sie sind. Schließlich ist das Unterschichten-TV für uns ein erstklassiges abschreckendes Beispiel.