Anzeige
Anzeige

„Hindenburg war auch kein Hellseher“

„Hindenburg war auch kein Hellseher“

„Hindenburg war auch kein Hellseher“

 

„Hindenburg war auch kein Hellseher“

Anzeige

Herr Breul, seit dem 7. Juni haben sie nun Gewißheit, daß sich auf ihrem Grundstück eine Statue des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg befindet, die 1939 aufgestellt worden ist, von russischen Soldaten vergraben wurde und um die seither Sagen rankten. Wie kamen sie auf die Idee, sie auszugraben? Breul: Ich bin einfach neugierig geworden, weil soviel nachgefragt wurde. Bis ich anhand einer Fotokopie einer Abbildung aus einem Buch, die mir ein Gast gab, gezielt danach suchen konnte. Der „verschollene“ Reichspräsident muß doch einfach zu finden gewesen sein? Immerhin kippten ihn die Russen nach Kriegsende lediglich vom Sockel. Breul: So einfach war es auch nicht. Die Augenzeugen des Geschehens, mit denen ich nun sprechen konnte, haben so einiges erzählt. Mit einem Panzer wurde er zunächst umgeworfen, und man hatte vor, Löcher für Sprengladungen zu bohren. Dafür erwies sich der Stein als zu hart und man band einfach eine Sprengladung auf den Rücken der Statue und sprengte – erfolglos. Dann wurde versucht, ihn mit einem Dreibein anzuheben und wegzutransportieren, was am Gewicht scheiterte. So hob man eine Grube aus, legte eine Bahnschwelle hinein und schob ihn mittels eines Panzers hinein, in der Hoffnung, er würde zerbrechen. Das geschah auch nicht. Haben sie ihn denn schon vollständig ausgegraben? Breul: Der Kopf und ein Stück des Rumpfes ist freigelegt. Über mangelndes Interesse können Sie sich jedenfalls nicht beklagen… Breul: Sehr viele waren schon hier, teilweise von weither mit dem Auto angereist, nur weil sie Berichte im Fernsehprogramm gesehen haben. Die „Thüringer Allgemeine“ warnte gleich vor „braunen Horden“, die nun zu Ihnen pilgern könnten… Breul: Diese Angst ist völlig unberechtigt. Politiker sind doch sonst sehr Reaktionsfreudig. Da kam niemand auf Sie zu? Breul: Nein. In Berlin und Potsdam versuchte man bereits 2002, Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerwürde aberkennen zu lassen, nur weil er am „Tag von Potsdam“ Hitler zum Reichskanzler ernannte. Breul: Wenn man ihm anlasten will, daß er Hitler die Vollmachten gab, so ist nur zu entgegnen, daß Hindenburg kein Hellseher gewesen war. Was ist nun seit den letzten Medienberichten geschehen? Haben Sie bei Ihren Ausgrabungen Auflagen zu befolgen? Breul: Natürlich. Es mußte ein Bauzaun herumgezogen werden, abgesichert werden – Blickdicht. Davon hat sich der CDU-Landrat Peter Hengstermann sogar persönlich überzeugt. Wenn nun Leute kommen, führe ich sie natürlich zur Ausgrabungsstelle. Ich komme in letzter Zeit zu gar nichts anderem mehr, weil so viele Menschen es sehen wollen. Es hieß, sie werden jetzt mit einem Ordnungsgeld rechnen müssen. Wie das? Breul: Die Bild-Zeitung hat mir schon geraten, mit dem Geldsparen anzufangen, da man mir ein Bußgeld von 150.000 Euro anhängen möchte. Aber das Gelände gehört doch Ihnen? Breul: Richtig, meiner Frau. Aber ich bin nicht soweit bewandert, als das ich sagen könnte, wie tief ich hätte graben dürfen. Es ist ein wenig seltsam. Im ersten Augenblick der Überraschung ist das sicher verständlich gewesen. Aber vier Wochen nach dem Fund? Und was tun sie nun? Breul: Wenn es nach mir ginge, würde Hindenburg schon wieder stehen. Ich fange im Moment an, Unterschriften für den Erhalt und die Aufstellung zu sammeln. Paul Breul , 53, leitet seit 2002 das „Kyffhäuser-Hotel“, das sich 300 Meter Luftlinie vom Kyffhäuser-Denkmal entfernt befindet. Hotelanschrift: Kyffhäuserstraße 3, 06567 Steinthaleben, Telefon: 03 46 51 / 39 30 weitere Interview-Partner der JF

Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
Hierfür wurden keine ähnlichen Themen gefunden.