HAMBURG. Der neue Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR), Hendrik Lünenborg, hat den Umgang seines Hauses mit dem ARD-Reportageformat „Klar“ und dessen Moderatorin Julia Ruhs scharf kritisiert. „Das hätte so, wie es passiert ist, nicht passieren dürfen“, erklärte Lünenborg am Freitag bei der Sitzung des NDR-Rundfunkrats in Hamburg, über die Welt berichtet. Fehler seien auf mehreren Ebenen gemacht worden, insbesondere in der Programmgestaltung, der Überführung des Formats nach der Pilotphase in den Regelbetrieb und der Kommunikation.
Lünenborg erklärte, daß der NDR nun einen Prozeß zur Verbesserung der Debattenkultur anstoßen wolle. „Die Perspektivenerweiterung ist die zentrale Aufgabe für den NDR in den nächsten Jahren“, betonte er. Dies sei „kein Selbstläufer“ und erfordere einen nachhaltigen Prozeß. Auch NDR-Programmdirektor Frank Beckmann räumte Fehler in der Kommunikation ein. Der NDR hätte sich öffentlich erklären sollen, zudem sei die politische Dimension der Angelegenheit sei nicht erkannt worden. Beckmann betonte, der Sender habe Ruhs ursprünglich nur für die Pilotfolgen von „Klar“ engagiert.
Ruhs war nach massiven Mobbing-Kampagnen mehrerer NDR-Kollegen von ihrer Rolle als „Klar“-Moderatorin entlassen worden (JF berichtete). Der NDR hatte angekündigt, das Format hingegen mit der ehemaligen Bild-Chefin Tanit Koch weiterzuführen. Ruhs wird die Sendung hingegen beim BR weiter moderieren.

Vorsitzender der Rundfunkrats findet Kritik fragwürdig
Die Kontroverse überschattete auch Lünenborgs Amtsantritt, als mehrere Politiker, darunter Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Amtseinführung im September boykottierten und stattdessen eine Lesung von Julia Ruhs besuchten, bei der sie ihr Buch „Links-grüne Meinungsmacht – die Spaltung unseres Landes“ vorstellte.
Der Vorsitzende des Rundfunkrats, Nico Fickinger, berichtete von massiver Kritik an der NDR-Kommunikation, die oft als „zu pauschal“ und teilweise sprachlich fragwürdig empfunden worden sei. Gegen die erste Folge von „Klar“, die sich mit der Migrationspolitik beschäftigte, liegt eine formale Programmbeschwerde vor. (lb)