BERLIN. Ein kontroverser Gastbeitrag von Tech-Milliardär Elon Musk hat in der Redaktion der Welt für erhebliche Spannungen gesorgt – und führte nun zu einem drastischen Schritt: Eva Marie Kogel, Leiterin des Meinungsressorts, reichte aus Protest gegen die Veröffentlichung des Textes ihre Kündigung ein.
In der Welt am Sonntag wird ein Artikel von Elon Musk abgedruckt, in dem der Unternehmer offensiv Wahlwerbung für die AfD betreibt – die JF berichtete. Musk, ein enger Vertrauter des designierten US-Präsidenten Donald Trump, beschreibt darin den wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang Deutschlands. Dabei kritisiert er Zuwanderung, staatliche Regulierung und die Förderung erneuerbarer Energien – und stellt die AfD als einzige Rettung dar.
Getarnte Wahlwerbung?
Die Entscheidung, Musks Beitrag zu drucken, stieß innerhalb der Redaktion auf scharfe Kritik. Der Spiegel zitiert das Branchenportal Medieninsider, laut dem der Redaktionsausschuß bereits vor der Veröffentlichung Bedenken äußerte. In einem internen Schreiben hieß es, der Artikel sei „eine getarnte Wahlwerbung für eine in Teilen rechtsextreme Partei“ und dürfe nicht ohne umfassende Diskussion erscheinen.
Ich habe immer gerne das Meinungsressort von WELT und WAMS geleitet. Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht. https://t.co/Ss1FNGiwAL
— Eva Marie Kogel (@emkogel) December 28, 2024
Trotz der Warnungen der Redaktion hielt die Verlagsleitung an der Veröffentlichung fest. Dieser Schritt löste eine Welle der Empörung aus – und brachte Eva Marie Kogel, langjährige Meinungschefin der Welt, zu einer endgültigen Entscheidung. Aus Protest gegen den Kurs des Verlags reichte sie ihre Kündigung ein.
„Der Schutz redaktioneller Unabhängigkeit ist keine Verhandlungsmasse“, ließ ein Mitglied des Redaktionsausschusses laut dem Bericht weiter verlauten. Ob Kogels Rücktritt weitere personelle Konsequenzen nach sich zieht, bleibt abzuwarten. (rr)