BERLIN. Ein neuer Medienskandal erschüttert die ARD. Laut Berichten unter anderem von Spiegel und ZDF, hat der deutsche Filmemacher Hubert Seipel über dunkle Kanäle angeblich 600.000 Euro aus Rußland erhalten. Der 73jährige drehte für die ARD diverse Filme über das Land, das ihn mutmaßlich bezahlt hat.
Der öffentlich-rechtliche Sender strahlte auch Seipels weltweit erstes Fernsehinterview mit dem Whistleblower Edward Snowden aus, nachdem dieser nach Moskau geflüchtet war. Dafür erhielt der Journalist 2014 den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Information“. Seipel wurde auch mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Helmut-Schmidt-Journalistenpreis ausgezeichnet.
Seinem Sender, dem NDR, hat er nach dessen Bekundungen nicht mitgeteilt, Geld von Rußland erhalten zu haben. Auch der Buchverlag Hoffmann & Campe, der 2015 Seipels Biographie über den russischen Präsidenten Wladimir Putin und 2021 dessen Sachbuch „Putins Macht“ publizierte, will von den angeblichen Geldflüssen nichts gewußt haben.
Seipel unterschrieb Sponsorenvertrag
Diese gehen den Recherchen zufolge aus vertraulichen Dokumenten aus Zypern hervor, die Journalisten diverser Medien ausgewertet haben. Demnach unterschrieb Seipel im März 2018 eine „Sponsor-Urkunde“ für ein Buchprojekt „über das politische Umfeld in der Russischen Föderation, das im Jahr 2019 veröffentlicht werden soll“.
Bei dem Sponsor, der die „politische und historische Entwicklung durch die Unterstützung des Autors einem breiteren Publikum zugänglich machen“ sowie „logistische und organisatorische Unterstützung“ während der Recherche leisten wollte, handele es sich um eine Briefkastenfirma. Diese nennt sich „De Vere Worldwide Corporation“ und sitzt auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik.
Laut den Medienberichten gehört Seipels Vertragspartner dem Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow. Diesen hat die EU im vergangenen Jahr wegen seiner Putin-Nähe sanktioniert. Offen bleibt die Frage, ob und welche Gegenleistungen Seipel über das Buch hinaus erbracht haben könnte.
Für die ARD interviewte Seipel Putin
Ein handschriftlicher Vermerk in dem Vertrag mit Seipel legt nahe, so die Berichte, daß es eine ähnliche Vereinbarung für die Putin-Biographie aus dem Jahr 2015 gegeben habe. Seipel ist damit der erste renommierte westliche Journalist, von dem bekannt wird, daß er aus dem Umfeld des russischen Präsidenten bezahlt worden sein könnte.
Seipel hat Putin mehrfach für die ARD interviewt. Auf Anfrage räumte er nun „Unterstützung“ durch Mordaschow ein. Der Unternehmer habe jedoch niemals Einfluß auf den Inhalt seiner Bücher gehabt. Tatsächlich heißt es im Vertrag, der Autor habe keinerlei „Verpflichtungen gegenüber dem Sponsor in Bezug auf das Projekt (weder in Bezug auf den Inhalt oder die Zusammensetzung des Buches noch in anderer Hinsicht) oder dessen Fertigstellung“. (fh)