BERLIN. Noch 13 Monate. Dann wird Hagen Brandstäter 65 Jahre alt und kann gut betucht und überversorgt in den Ruhestand gehen. Der langjährige Verwaltungsdirektor und zwischenzeitliche geschäftsführende Intendant des RBB hat sich nach einer Lüge vor dem Brandenburgischen Landtag im August krankschreiben lassen und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.
Bevor er seine üppige Pension genießen kann, muß er allerdings noch die Kündigung entgegennehmen. Die neue Interimsintendantin des RBB, Katrin Vernau, will ihn vorzeitig entlassen. Brandstäter hatte während der Affäre um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger vor den Abgeordneten bestritten, daß es ein Bonussystem beim RBB gebe. Nur wenige Stunden später enttarnte die Recherche eines Reporter-Teams des RBB die Aussage als Unwahrheit. Die Führungsriege stopfte sich über ihre ohnehin hohen Gehälter hinaus mit zusätzlichen Boni die Taschen voll.
RBB-Bonussystem läuft weiter
Brandstäters Stelle solle neu ausgeschrieben werden, sagte Vernau jetzt bei einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus. Der Funktionär, der seit 32 Jahren bei der ARD arbeitet, kam mit der Gründung des RBB 2003 zu dem Sender und ist seitdem Verwaltungsdirektor. Damals war aus ORB und SFB die fusionierte Anstalt entstanden.
Vernau räumte vor dem Berliner Abgeordnetenhaus auch ein, daß das Bonussystem bei laufenden Verträgen noch nicht abgeschafft sei. Man habe jedoch alle 25 Betroffenen gefragt, ob sie freiwillig darauf verzichten wollten. Angeblich hätten dies 20 bejaht.
Anfang August war Schlesinger nach massiven Vorwürfen über Korruption, Vorteilsnahme und die Verschwendung von Zwangsgebühren zunächst als ARD-Vorsitzende und dann auch als RBB-Intendantin zurückgetreten. Später kündigte ihr der Sender sogar fristlos. Auch der Verwaltungsratsvorsitzende, Wolf-Dieter Wolf, sowie die langjährige Rundfunkratvorsitzende, Friederike von Kirchbach, traten zurück. Die juristische Direktorin wurde wegen eines skandalösen Versorgungsvertrages von ihren Pflichten entbunden.
Gegen Schlesinger, ihren Ehemann Gerhard Spörl und Wolf ermittelt die Berliner Generalstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme. (fh)