Rund 44 Milliarden Dollar investiert der Unternehmer Elon Musk in die Übernahme von Twitter. Während die einen davor warnen, der Kurznachrichtendiens werde nun zu einem Ort von „Haß und Hetze“, sehen andere Chancen für mehr Meinungsfreiheit. Doch wie begründet Musk eigentlich seinen Schritt und wie tickt der libertäre Milliardär. Die JUNGE FREIHEIT dokumentiert seine wichtigsten Aussagen zu Meinungsfreiheit, „Cancel Culture“ und Politik.
Was hat Musk mit Twitter vor?
„Die Redefreiheit ist das Fundament einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Stadtplatz, auf dem wichtige Angelegenheiten für die Zukunft der Menschheit diskutiert werden“, begründete er seinen Schritt. Und weiter: „Ich möchte Twitter auch besser als je zuvor machen, indem ich das Produkt mit neuen Funktionen verbessere, die Algorithmen als Open Source mache, um das Vertrauen zu erhöhen, die Spam-Bots zu besiegen und alle Menschen zu authentifizieren. Twitter hat ein enormes Potential. Ich freue mich darauf, mit dem Unternehmen und der Benutzergemeinschaft zusammenzuarbeiten, um es freizuschalten.“ Er hoffe, daß auch seine schlimmsten Kritiker auf Twitter blieben, denn das sei es, was Meinungsfreiheit bedeute.
Warum kritisierte er die bisherigen Eigentümer?
Musk hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an dem Kurznachrichtendienst geäußert und warf dem Konzern eine „Nichteinhaltung der Grundsätze der freien Meinungsäußerung“ vor. Dies sei eine „Unterminierung der Demokratie“. Er startete daraufhin eine Umfrage, in der er wissen wollte, ob Twitter die Grundsätze einer freien Gesellschaft einhalte. 70,4 Prozent der Teilnehmer verneinten dies.
Free speech is essential to a functioning democracy.
Do you believe Twitter rigorously adheres to this principle?
— Elon Musk (@elonmusk) March 25, 2022
Zudem forderte er immer wieder die Einführung einer Funktion zum Bearbeiten bereits abgesendeter Tweets. Zeitweise dachte der Unternehmer darüber nach, ein eigenes Netzwerk zu gründen.
Wie steht Elon Musk zur Freiheit?
Angesichts der Corona-Restriktionen warnte er 2022: „Wenn sie die Leute genügend einschüchtern, werden sie eine Abschaffung der Freiheit fordern. Das ist der Weg zur Tyrannei.“ Schon 2020 sagte er: „Wenn jemand in seinem Haus bleiben möchte, ist das großartig. Sie sollten in ihrem Haus bleiben dürfen und nicht gezwungen werden, es zu verlassen. Aber zu sagen, daß sie ihr Haus nicht verlassen können und verhaftet werden, wenn sie es tun, das ist faschistisch. Das ist nicht demokratisch. Das ist keine Freiheit.“
Was hält Elon Musk von der „Cancel Culture“?
Als „Cancel Culture“ wird eine Kultur bezeichnet, in der politische Gruppen durch organisierte Kampagnen dafür sorgen wollen, mißliebige Meinungen und Personen aus der Öffentlichkeit zu drängen. Musk selbst lehnt derartiges strikt ab. Auf Twitter schrieb er: „Cancel Cancel Culture“.
Cancel Cancel Culture!
— Elon Musk (@elonmusk) May 19, 2020
Was werfen ihm seine Kritiker vor?
Musk steht selbst seit Jahren in der Kritik. So wird ihm vorgeworfen, die Gründung eines Betriebsrates in seinen Tesla-Werken hintertrieben zu haben. Journalisten, die kritisch darüber berichteten, seien Interviews und der Zugang zu Pressekonferenzen verweigert worden.
Auch die US-Börsenaufsicht nahm den Milliardär mehrfach ins Visier. Musk habe durch seine Tweets mehrfach Aktienkurse seiner eigenen Unternehmen manipuliert und dies auch bei anderen Konzernen versucht. Der Streit endete in einem Vergleich, der vorsah, daß der Milliardär entsprechende Nachrichten von darauf spezialisierten Anwälten im Vorfeld genehmigen lassen muß.
An welchen Firmen ist er beteiligt?
Neben Twitter besitzt Musk eine Vielzahl von Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen. Das wichtigste ist sicherlich der Elektroauto-Hersteller Tesla. Mit einem Jahresumsatz von zuletzt rund 54 Milliarden Dollar und mehr als 70.000 Mitarbeitern gilt das Unternehmen mittlerweile als einer der größten Autobauer der Welt. In Deutschland betreibt das Unternehmen ein Werk in Brandenburg.
Ebenfalls von Bedeutung ist sein „SpaceX“-Unternehmen. Dieses betreibt mittlerweile rund 2.000 Starlink-Satelliten im Orbit, mit denen auch abgelegene Regionen mit Internet versorgt werden. Nach der russischen Invasion der Ukraine stellte er das Netzwerk dem Land zur Verfügung. Insgesamt will der Konzern bis zu 12.000 Satelliten in die Umlaufbahn schießen. Langfristig will Musk mit seinem Unternehmen auch den Mars erreichen und kolonialisieren.