BERLIN. Die Publizistin Birgit Kelle hat dem Audio-Streamingdienst Spotify vorgeworfen, transkritische Inhalte unter dem Vorwand des angeblichen Verstoßes gegen die Inhaltsrichtlinien zu löschen. Anfang der Woche hatte das Unternehmen mit Sitz in Luxemburg einen Podcast des Blogs Achgut.com gelöscht, in der Kelle über ihr neues Buch „Noch normal? Das läßt sich gendern!“ sprach. Spotify gab den Produzenten zufolge an, die Episode mit dem Titel „Trans-Babies und Pubertätsblocker“ habe gegen die Inhaltsrichtlinien verstoßen.
„Es ist schon erstaunlich, daß aus der Fülle der Millionen Folgen von Podcasts bei Spotify ausgerechnet diese Folge gelöscht wird, weil sie angeblich gegen die Community Standards verstößt“, sagte Kelle der JUNGEN FREIHEIT. An der Podcast-Reihe „Indubio“ könne es nicht liegen, denn diese habe sehr viele Folgen, die weiterhin abrufbar seien, ergänzte die Journalistin. Auch sie selbst sei in anderen Folgen bereits zu hören gewesen.
Auch Achgut.com weist die Vorwürfe von Spotify zurück. „Wir möchten einmal festhalten, daß in keiner Ausgabe von ‘Indubio’ jemals etwas vorgekommen ist, das auch nur entfernt unter Haßrede und Hetze fällt. Und es wird auch nicht vorkommen.“ Die Macher kritisieren zudem den aus ihrer Sicht mangelhaften Umgang im Zusammenhang mit der Beschwerde, die sie gegen die Löschung eingelegt hätten. Spotify habe nach dem Motto gehandelt: „Wir pfeifen auf Einwendungen. Wir machen uns sogar lustig über euch.“
„Spotify säubert gerade im Portfolio transkritische Töne“
Kelle vermutet, der Streamingdienst mache gerade gezielt gegen transkritische Inhalte mobil. In der gelöschten Episode habe sie etwa ausführlich darüber gesprochen, „wie die Transbewegung inzwischen Frauenrechte gefährdet und auch wie problematisch der weltweite Umgang mit Pubertätsblocker bereits bei Kindern ist“. Daß ausgerechnet diese Folge gelöscht werde, sei kein Zufall. „Offensichtlich säubert das Unternehmen gerade im Portfolio transkritische Töne.“
In den USA habe Spotify gerade massive Kritik von LGBTTIQ-Anhängern geerntet, weil der unter seinem Vertrag stehende Podcaster Joe Rogan eine Transkritikerin interviewt habe. Außerdem teile er „heteronormative“ Ansichten und werbe für angeblich typisch-männliche Freizeitbeschäftigungen wie Jagen oder Kampfsport. (ls)