CELLE. Die Bild-Zeitung ist am Montag von einem Prozeß gegen zwei mutmaßliche Kämpfer der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ in Celle ausgeschlossen worden. Das Blatt hatte die beiden Angeklagten Ebrahim H.B. und Ayoub B. in seiner Berichterstattung unverpixelt gezeigt. Dies hatte das Oberlandesgericht zuvor verboten.
Der Chefredakteur von Bild.de, Julian Reichelt, kündigte an, gegen den Ausschluß mit rechtlichen Mitteln vorzugehen. Es handele sich um einen „inakzeptablen Angriff auf die Pressefreiheit“, sagte er dem Branchendienst meedia.de. Es sei unverständlich, wenn die Medien Männer verpixeln sollten, „die sich nachweislich der schlimmsten Terrororganisation der Welt“ angeschlossen hätten.
Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern vor, sich in Syrien an Kämpfen der Terrormiliz, die für zahlreiche Hinrichtungen und Morde an Zivilisten verantwortlich ist, beteiligt zu haben. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter unterstrich Reichelt seine Kritik an dem Ausschluß:
. @DJV_HH Wenn #ISIS mordet, zeigen sie ihre Gesichter für ihre Propaganda. Wenn sie sich verantworten müssen, wollen sie unerkannt bleiben.
— Julian Reichelt (@jreichelt) 3. August 2015
Der Bild-Journalist verwies zudem darauf, daß einer der beiden Männer im Vorfeld des Prozesses dem NDR ein Interview gegeben hatte, in dem sein Gesicht nicht unkenntlich gemacht wurde. Unterstützung erhielt Reichelt für seine Position vom Landeschef der CDU in Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet:
@LevinFischer @jreichelt @DJV_HH : Darf man über Frau Zschäpe auch nicht berichten? Und dieser Angeklagte gibt sogar Fernsehinterviews… — Armin Laschet (@ArminLaschet) 3. August 2015
Der Angeklagte Ayoub B. hatte vor Gericht am Montag ausgesagt, er habe nicht gewußt, worauf er sich mit seiner Reise nach Syrien und dem Anschluß an den „Islamischen Staat“ eingelassen habe: „Ich dachte, das sei eine Islamunterricht-Reise.“ (ho)