Am Ende war es nur noch ein Duell zwischen zwei Männern. AfD-Sprecher Bernd Lucke gegen den heimlichen Linkspartei-Chef Gregor Gysi. Schlußendlich konnte sich Gysi in der Gunst der Zuschauer von Stefan Raabs Krawall-Talk „Absolute Mehrheit“ knapp durchsetzen. Für Gysi stimmten in der SMS- und Telefonabstimmung 48 Prozent, Lucke kam auf respektable 41,1 Prozent.
Der dritte Platz ging verdientermaßen an den eloquenten Börsen- und Finanzexperten Dirk Müller. Die Themenauswahl der Pro7-Redaktion spielte dem Linkspartei-Politiker in die Hände. Steuerhinterziehung, Euro-Krise und Bildungspolitik. Alles Punkte, bei denen Gysi, gewohnt wortgewandt, mit „sozialer Gerechtigkeit“ argumentieren konnte. Oder zumindest mit dem, was er dafür hält.
Lucke räumte beim Euro-Thema ab
Lucke konnte, wie zu erwarten war, beim Euro-Thema Boden gutmachen. Bekam dabei aber auch Konkurrenz durch Müller, der kein Blatt vor den Mund nahm. Zwischen Luckes „Der Euro ist gescheitert, weil er nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben und wie es uns versprochen worden ist!“ und Müllers „Wir waren auch mit der D-Mark Exportweltmeister“ lag nicht viel.
Die Versuche von Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel, der ein Ressort leitet, das er vor der Wahl bekanntlich noch gerne abgeschafft hätte, den Euro als Erfolgsmodell für Deutschland zu erklären, scheiterten kläglich. Ähnlich wie Niebel selbst, der mit nicht einmal fünf Prozent der Zuschauerstimmen vorzeitig aus dem Rennen ausschied und sich damit sein Schicksal mit dem blassen Chef der Bayern-SPD, Florian Pronold, teilte. Letzterer hatte es immerhin verstanden, zwei Stunden deutlich zu machen, wieso die Sozialdemokraten lieber mit Christian Ude antreten als mit ihm.
Bei Hoeneß waren alle einer Meinung
Dabei war die Raab-Show dieses Mal für eine faustdicke Überraschung gut. Plötzlich argumentierten Lucke und Gysi, der jeden zweiten Satz mit „Was mich wirklich ärgert“ beginnt, zusammen gegen Steuerhinterzieher. Beide plädierten dafür, auch weiterhin gestohlene Datensätze Schweizer Banken aufzukaufen. Die Allparteien-Koalition kannte nur ein Feindbild: Uli Hoeneß. Schnell fielen Wörter wie „asozial“. Widerspruch gab es nur von Müller, der die Debatte um den Bayern-Chef als „Hexenjagd“ entlarvte.
Der AfD-Chef selbst mahnte ein eindringliches Vorgehen gegen Steueroasen an und sprach dabei von einem gemeinsamen Steuersatz in der EU. Das dürfte bei einigen seiner Anhänger für Kopfschütteln gesorgt haben. Aussagekräftig ist die Abstimmung der Zuschauer zwar nicht unbedingt, eine Momentaufnahme bildet sie trotzdem. Der FDP-Abgeordnete Patrick Kurth twitterte nach dem Ende der Sendung, 82 Prozent der Zuschauer hätten für „extremistische Parteien“ gestimmt. Souverän ist das nicht unbedingt. Lucke weiß jetzt, was die kommenden Monate auf ihn zukommt. Der Ton wird rauher. Auch bei Raab.