Uff, stöhn – geschafft! 19 Jahre „Marienhof“ sind vorbei! Am Mittwoch ist nach viertausenddreiundfünfzig Folgen Feierabend. Viele, viele heiße Tränen werden über viele, viele Teeniegesichter kullern.
Mit der Serie um die Freuden und Nöte der kleinen Leute im fiktiven Kölner Stadtteil Marienhof, hat die Produktionsfirma Bavaria Fernsehgeschichte geschrieben: Marienhof war die erste originär deutsche Seifenoper, die kein ausländisches Vorbild hatte.
Die Erstausstrahlung erreichte auf Anhieb drei Millionen junger Zuschauer. Als 1995 die Konkurrenz Verbotene Liebe täglich auf Sendung ging, erhöhte das Marienhof-Team die Schlagzahl von wöchentlichen zu ebenfalls täglichen Folgen. Die gelungene Umstellung ist beispiellos im deutschen Fernsehen. Um das gewaltige Pensum zu schaffen, produzierten zwei Drehteams gleichzeitig.
Mehrere Katastrophen
Was hat die Serie nicht alles für Katastrophen überlebt: 1996 starb mitten am Set der Schauspieler der Figur „Heinz Poppel“. Überstürzt mußten Drehbücher umgeschrieben und schon fertige Szenen herausgeschnitten werden. 2005 kam heraus, daß die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft für 60.000 Euro Schleichwerbung in den Dialogen platziert hatte.
Immer wieder waren die Macher erstaunlich kreativ, ob bei der Kooperation mit anderen Sendungen (als Marienhoffiguren bei Herzblatt auftraten) oder mit dem Einfall von Zuschauerabstimmungen über Drehbuchentwicklungen in TV-Movie und Bravo. Genial wurde auch die Überalterung der Kulissen gelöst: Explosion und Wasserschaden im Script machten die Renovierung der Serienhäuser plausibel.
Schwindsüchtige Quoten
Trotzdem schwächelte die „Soap“ zuletzt mit schwindsüchtigen Quoten dahin. Auf der Fernsehprogrammkonferenz 2010 zog die ARD die Notbremse. Die 4.500 Quadratmeter große Serienkulisse, eine der größten in Europa, wurde bereits abgebaut und in Einzelteilen als Reliquien verkauft. Die Marienhof-Fans sind ans Abschiednehmen gewöhnt: Im Laufe der Zeit sind bisher 18 Haupt- und 24 Nebenfiguren sowie sechs Komparsen und vier Tiere den Serientod gestorben.
Real betroffen sind aber auch über hundert Produktionsmitarbeiter, die ihren Job verloren haben. Dreißig konnten durch einen Sozialplan bei der neuen Serie „Herzflimmern – Die Klinik am See“ unterkommen. Die ARD läßt niemanden so einfach im Stich. (tr)