BERLIN. Die Freie Universität Berlin (FU) hat entschieden, daß eine Wanderausstellung über Pogrome an Juden nicht im Universitätsgebäude ausgestellt werden darf. Das Foyer der FU biete dafür „möglicherweise nicht die richtige Plattform“, sagte ein Sprecher der Institution dem Tagesspiegel. Konkret habe die Universitätsleitung Sorge, daß die Ausstellung „Besucher des Foyers emotional stark involvieren“ und Debatten auslösen könne, die „unangemessen sind“.
Das Präsidium störe sich dabei „keineswegs an Inhalten oder Darstellungsformen der Ausstellung“. Geeigneter sei dafür allerdings ein Museum, „wo Fachleute und Besucher in einem geeigneten Kontext darüber reflektieren und diskutieren können“.
Organisiert und geplant wurde die Ausstellung durch das englische National Holocaust Museum. Dessen wissenschaftliche Leiterin, die Historikerin Maiken Umbach, erwiderte, sie vermisse eine Begründung, wieso die Universität die Exposition nicht zeigen wolle.
FU will Diskussionsveranstaltungen organisieren
Gemeinsam mit dem Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichte sei bereits geplant worden, ein Begleitprogramm aus „akademischen und öffentlichen Veranstaltungen“ zu organisieren. Ende November habe ihr schließlich die FU-Vizepräsidentin für Forschung, Verena Blechinger-Talcott, überraschend mitgeteilt, daß die Ausstellung nicht mehr stattfinden dürfe. Mehr wisse sie darüber nicht.
Die FU teilte mit, sie stehe einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung grundsätzlich offen gegenüber und sei bereit, gemeinsam mit dem Museum Diskussionsveranstaltungen auf dem Universitätsgelände zu organisieren.
Die Ausstellung trägt den Titel „The Vicious Cycle“ (Der Teufelskreis) und soll an insgesamt fünf Pogrome erinnern, denen Juden innerhalb der vergangenen hundert Jahren zum Opfer fielen: Berlin 1938 („Reichskristallnacht“), Bagdad 1941, im polnischen Kielce 1946, in Aden im Jemen 1947 und der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023. Dabei sollte für jedes dieser Ereignisse ein Objekt präsentiert werden, das die lokale jüdische Kultur präsentiert.
Ausstellung: Islamisten und Linksextreme bilden Allianz
Dazu sollten Bilder der Pogrome präsentiert werden sowie Zitate verschiedener antisemitischer Autoren, die mit den jeweiligen Ereignissen in Verbindung stehen: Hitler, Palästinenserführer Mohammed Amin al-Husseini oder Hamas-Ideologen. Laut dem internen Ausstellungsskript soll eine „Psychologie der Pogromisten“ dargestellt werden. Dabei sprechen die Ausstellungstexte auch von einer „Allianz zwischen Linksextremisten und Islamisten“, die momentan antijüdische Narrative verbreite.
In den vergangenen Monaten war es auf dem Gelände der FU mehrfach zu Protesten pro-palästinensischer Gruppen gekommen. Im Frühling und Sommer hatten Studenten mehrfach Hörsäle besetzt und Protestcamps errichtet. Im Februar war ein jüdischer Student der FU in Berlin von einem arabischen Kommilitonen krankenhausreif geschlagen worden. Die Universität erklärte später, den Angreifer aus rechtlichen Gründen nicht exmatrikulieren zu dürfen.
»Fuck you Germany, fuck you Israel« Rufe an der #FUBerlin. Die Polizei kündigt an den Platz zu räumen. pic.twitter.com/R1cNtBhCvA
— JUNGE FREIHEIT (@Junge_Freiheit) May 7, 2024
Vor allem linksextreme Gruppierungen riefen zu den Protesten auf. Doch auch islamistische Akteure nahmen immer wieder an Protestaktionen teil und riefen im Internet teilweise zu Gewalt auf. (lb)