BONN. Die Katholische Kirche hat im vergangenen Jahr einen Negativ-Rekord an Austritten verzeichnet. Mehr als 520.000 Menschen verließen 2022 die Kirche, 2021 waren es noch rund 360.000. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 45 Prozent, wie aus aus der Kirchenstatistik der Deutschen Bischofskonferenz hervorgeht, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Besonders stark von den Austritten war das Bistum Köln betroffen. Dort verließen 51.345 Menschen die Institution Kirche. Hier hatte es erst am vergangenen Dienstag eine Razzia bei Kardinal Rainer Maria Woelki gegeben. Hintergrund ist der Verdacht, daß Woelki unter Eid vor Gericht gelogen haben könnte. Er soll einen Priester befördert haben, der im Verdacht steht, Mißbrauch an Jugendlichen begangen zu haben. Woelki sagte im Gerichtssaal, er habe nichts davon gewußt, die Staatsanwaltschaft sieht es anders.
Das Bistum München und Freising verzeichnete mit 49.029 die zweitmeisten Austritte. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die neuesten Zahlen, die Katholische Kirche sterbe „einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit“. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland ist von diesem Trend betroffen. 380.000 Mitglieder verließen 2022 die Kirche, auch das sind mehr als im Vorjahr. (st)