ÇEŞME. Ein Foto des ehemaligen Fußballspielers der deutschen Nationalmannschaft, Mesut Özil, hat in den sozialen Netzwerken für Aufregung gesorgt. Grund dafür ist eine Tätowierung mit Symbolen der rechtsextremen türkischen Gruppierung „Graue Wölfe“, die Özil auf dem Bild präsentiert.
Der Politikwissenschaftler und Islam-Experte Hamed Abdel-Samad sieht in dem Bild einen Beweis für das Scheitern deutscher Integrationsbemühungen. „Scheitert die Integration, weil der Staat zu wenig tut, oder weil manche einen Haß gegen das Land von zuhause mitbringen egal was der Staat und die Gesellschaft tun?“, kommentierte er das Foto auf der Nachrichtenplattform Twitter. Die Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen, Berivan Aymaz (Grüne), bezeichnete Özil auf Twitter als „Faschist“.
Der Bambi-Gewinner lässt sich Symbol der rechtsextremen Grauen Wölfe eintätowieren. Jeder muss sich fragen: Scheitert die Integration weil der Staat zu wenig tut, oder weil manche einen Hass gegen das Land von zuhause mitbringen egal was der Staat und die Gesellschaft tun?#Özil pic.twitter.com/QhPxUpxNEI
— Hamed Abdel-Samad (@hamed_samad) July 23, 2023
Drei Halbmonde und ein heulender Wolf
Am Sonntag hatte Özils privater Trainer Alper Aksac ein gemeinsames Bild mit dem ehemaligen Nationalspieler auf Instagram veröffentlicht, auf dem beide ihre trainierten Oberkörper zeigen. Auf der linken Brust des Fußballstars ist dabei eine Tätowierung zu erkennen. Sie zeigt eine Flagge mit drei Halbmonden sowie einen halb aufgerichteten, heulenden Wolf.
Die Symbole sind Erkennungszeichen der Bozkurtlar-Bewegung, die in Deutschland unter dem Namen „Graue Wölfe“ bekannt ist. Die der Bewegung zugehörige Partei Milliyetçi Hareket Partisi (Partei der Nationalistischen Bewegung) ist seit 2018 an der türkischen Regierung beteiligt.
Seit wann Özil die Tätowierung trägt, ist nicht bekannt. Zuletzt veröffentlichte er 2018 ein Bild mit freiem Oberkörper. Damals war sein Brustkorb noch untätowiert.
Debatte um Erdoğan-Selfie
Mesut Özil wurde 1988 in Gelsenkirchen geboren und stieg als Jugendlicher schnell zum bekannten Fußballspieler auf. Ab der Weltmeisterschaft 2010 spielte er für die Deutsche Nationalmannschaft und holte mit dieser 2014 den Titel. 2010 bekam er den Bambi-Preis für Integration verliehen.
Nachdem er im Mai 2018 mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan für ein Foto posiert hatte, äußerten Nutzer in den sozialen Netzwerken Kritik. Auch der Deutsche Fußball-Bund äußerte sich ablehnend zu dem Bild. Wenige Monate später gab Özil bekannt, daß er nicht weiter für die deutsche Nationalmannschaft spielen werde, und bezichtigte den Deutschen Fußball-Bund des Rassismus.
Auch Morde in Deutschland
In Deutschland gehören mehr als 18.500 Menschen den sogenannten „Grauen Wölfen“ an. Damit ist sie die hierzulande größte rechtsextreme Gruppierung. Ihr Ziel ist eine all-türkische Nation, die sich vom Balkan, über Zentralasien bis in das chinesische Autonome Gebiet Xinjiang erstrecken soll.
Vor allem in den 1970er Jahren begingen die „Grauen Wölfe“ in der Türkei zahlreiche Morde an politischen Gegnern und der kurdischen Minderheit. Auch in Deutschland gab es bereits derartige Taten. So wurde ein türkischer Linksextremist 1999 in Köln von Anhängern der Gruppe getötet. In Berlin hatte es bereits 1980 einen ähnlichen Fall gegeben. (lb)