ANKARA. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Streit um den Rücktritt von Mesut Özil aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nachgelegt. „Er hat die deutsche Nationalmannschaft nicht grundlos verlassen“, sagte Erdogan unmittelbar vor seinem Staatsbesuch in Deutschland den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
„Jeder andere, der mit diesen rassistischen Attacken und Beleidigungen zu kämpfen hätte, würde dieselbe Reaktion zeigen“, ist sich der türkische Präsident sicher. Özils Aussage „Deutscher, wenn ich gewinne, aber Migrant, wenn ich verliere“, fasse die Diskriminierung von Spielern in Deutschland sehr gut zusammen.
Erdogan kann Kritik an Foto nicht verstehen
Auch zu dem kritisierten Foto mit Özil in einem Londoner Hotel äußerte sich Erdogan. „Mesut ist jemand, der in London lebt. Warum soll ich ihn nicht treffen, wenn ich schon da bin.“ Seine rhetorische Frage: „Sollten wir, wenn ein deutscher Fußballspieler, der in unserem Land spielt, ein Foto mit Frau Merkel macht, ihn dann lynchen?“
Für ihn gebe es nichts zu bedauern. „Wie Sie wissen, hat sich Lothar Matthäus mit Wladimir Putin getroffen. Unsere Spieler sollten auch in der Lage sein, mit freiem Gewissen handeln zu können. Ich bedaure die Personen, die das kritisieren.“
Özil hatte das Foto verteidigt und war daraufhin aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Der Spieler vom FC Arsenal war für das gemeinsame Foto mit Erdogan kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft scharf kritisiert worden. Bei Spielen wurde er ausgepfiffen. Es gab Forderungen an Bundestrainer Jogi Löw, Özil deswegen nicht zur WM mitzunehmen.
DFB-Präsident forderte Klarstellung
Für Kritik sorgte nach der WM auch, daß Özil sich nicht zu dem Foto äußerte. DFB-Präsident Reinhard Grindel forderte ihn deshalb auf, sich zu erklären. „Es stimmt, daß sich Mesut bisher nicht geäußert hat. Das hat viele Fans enttäuscht, weil sie Fragen haben und eine Antwort erwarten. Diese Antwort erwarten sie zu recht.“ (tb)