WÜRZBURG/HELSINKI. Eine relative Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, es sei nicht in Ordnung, wenn Politiker aus der Bibel zitieren, 41 Prozent der Befragten vertritt diese Auffassung, gegensätzlicher Ansicht sind 32 Prozent. Die übrigen 26 Prozent wissen nicht, wie sie zum Thema stehen oder wollen keine Angabe machen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag der katholischen Wochenzeitung Die Tagespost ergeben hat.
Die größte Akzeptanz für das Zitieren der Bibel ergab sich mit 56 Prozent bei den Mitgliedern der Freikirchen. Deutlich geringer fiel sie mit 41 Prozent bei den Katholiken und 39 Prozent bei den Anhängern der Evangelischen Kirche aus. Unter Anhängern fast aller Parteien überwiegt hingegen die Ablehnung: Der höchste Anteil der Gegner, 50 Prozent, läßt sich bei den Wählern der AfD finden. Lediglich die Unterstützer der CDU finden es mehrheitlich (38 Prozent dafür, 37 Prozent dagegen) in Ordnung, wenn Politiker aus der Bibel zitieren.
Wegen Bibelzitate angeklagt: Päivi Räsänen
Wie schnell sich Politiker sich mit dem Zitieren der Bibel Ärger einhandeln können, zeigt ein aufsehenerregender Prozeß in Finnland. Der christdemokratischen Ex-Innenministerin des Landes, Päivi Räsänen, wird zum zweiten Mal Volksverhetzung vorgeworfen. Sie hatte 2019 auf Twitter (gegenwärtig als X bekannt) ein Bild mit Bibelversen aus dem ersten Kapitel des Römerbriefs, die Homosexualität thematisieren, veröffentlicht und dabei die Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands für die örtliche LGBT-Veranstaltung angeprangert.
Unterstützung bekommt die Politikerin von der christlichen Menschenrechtsorganisation ADF International. Ihr Geschäftsführer, Paul Coleman, nannte das Verfahren am Samstag „das Gegenteil von Demokratie und ‚Fortschritt’“ und betonte, es gehe darum, „ob die Äußerung von christlichen Überzeugungen in Finnland ein Verbrechen ist.“ Deutliche Worte fand auch der kroatische Europaabgeordnete Ladislav Ilčić in einem Gastbeitrag für The European Conservative: „Niemand kann sicher sein, ob seine Überzeugungen zu bestimmten Themen gesetzlich geschützt sind. Das liegt daran, daß der Begriff ‚Hassrede‘ vage und subjektiv ist und willkürlich durchgesetzt wird. Diese Art von Gesetzen breitet sich in ganz Europa aus.“ (kuk)