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„Einseitig, unkritisch, regierungsnah?“: Studie: Medien berichten einseitig über Corona-Pandemie

„Einseitig, unkritisch, regierungsnah?“: Studie: Medien berichten einseitig über Corona-Pandemie

„Einseitig, unkritisch, regierungsnah?“: Studie: Medien berichten einseitig über Corona-Pandemie

Christian Drosten bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021 im WDR Funkhaus Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
Christian Drosten bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021 im WDR Funkhaus Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
Christian Drosten bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021 im WDR Funkhaus. Köln, 04.11.2021
„Einseitig, unkritisch, regierungsnah?“
 

Studie: Medien berichten einseitig über Corona-Pandemie

Eine gemeinsame Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Gutenberg-Universität Mainz kommt zum Ergebnis: Deutsche Leitmedien haben in der Corona-Pandemie an verschiedenen Stellen versagt. Die Forscher kritisieren eine einseitige Berichterstattung.
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BERLIN. Die Berichterstattung deutscher Leitmedien über die Corona-Pandemie war teilweise unkritisch. Zu diesem Schluß kommt eine gemeinsame Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Gutenberg-Universität Mainz, die am Montag bei einer Veranstaltung der Rudolf-Augstein-Stiftung in Berlin vorgestellt wurde.

Unter der Überschrift „Einseitig, unkritisch, regierungsnah?“ untersuchte das Forschungsteam um Marcus Maurer, Carsten Reinemann und Simon Kruschinski die Qualität der Medienberichterstattung über die Pandemie im Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 30. April 2021. Dabei hatten die Wissenschaftler 5.173 Beiträge der Onlinedienste von Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Welt, Bild, Spiegel, Focus und t-online, sowie unterschiedlichen Nachrichtensendungen im deutschen Fernsehen ausgewertet.

Forscher: „Über die Opposition wurde kaum berichtet“

In ihrer Studie stellten die Wissenschaftler unter anderem fest, zwischen dem tatsächlichen Pandemiegeschehen und der Berichterstattung hätte zeitweise nur ein loser Zusammenhang bestanden: „Zwar berichteten die Medien während der drei Pandemie-Wellen häufiger über die Pandemie als zwischen den Wellen. Allerdings lag der Höhepunkt der Medienberichterstattung in der ersten Welle, obwohl das Infektionsgeschehen in den beiden anderen Wellen deutlich dramatischer ausfiel.“

Nicht Ärzte und Wissenschaftler, sondern Politiker hätten zumeist im Fokus der Berichterstattung gestanden, wie die Forscher betonen. Allerdings soll dabei nicht gleichmäßig über unterschiedliche Positionen aufgeklärt worden sein. „Unter den politischen Akteuren dominierten die Unionsparteien, während über die Oppositionsparteien kaum berichtet wurde.“

Regierungskurs wurde zumeist kritiklos begrüßt

Die Wissenschaftler erläuterten weiter, die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung seien von den Medien zwar unterschiedlich bewertet worden. Jedoch wäre der Tenor in den Medien zustimmender Natur gewesen. „Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie wurden in den meisten Medien als angemessen oder sogar als nicht weitreichend genug bewertet. Daß die Maßnahmen zu weit gingen, war in den Medien eher eine Minderheitenposition, die allerdings quantitativ durchaus ins Gewicht fiel.“

Von den „Pandemie-Erklärern“ sei besonders der Virologe Christian Drosten medial hervorgehoben worden. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach verdrängte diesen demnach aber im späteren Verlauf der Corona-Krise.

Leitmedien haben wissenschaftliche Arbeitsweise nicht kommuniziert

Die Berichterstattung sei überwiegend sachlich gewesen. Allerdings hätte man sich verhältnismäßig wenig mit der Krankheit selbst beschäftigt. „Im Verhältnis zu anderen Berichterstattungsthemen haben die Medien relativ selten das Corona-Virus und das Krankheitsbild von COVID-19 selbst in den Mittelpunkt gestellt.“

Auch die Eigenart wissenschaftlicher Arbeitsweisen hätten die unterschiedlichen Medien nur schwer vermitteln können. So sei medial ein Konsens in der Forschung vorausgesetzt worden, der zu der Zeit nicht existiert habe. „Die Unsicherheit von wissenschaftlichen Prognosen wurde oft nicht vermittelt“, hieß es in der Studie weiter.

Vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien waren wegen ihrer Corona-Berichterstattung stark in die Kritik geraten. Der Medienwissenschaftler Otfried Jarren stellte im vergangenen Jahr fest, es würden immer die gleichen Experten und Politiker auftreten und als Krisenmanager präsentiert. Auf diese Weise inszenierten die Sender Bedrohung und exekutive Macht zugleich und betrieben „Systemjournalismus“, warnte der emeritierte Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich damals.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey räumte Ende 2020 ein zeitweise unkritisches Verhältnis zwischen Medien und Politik in der Corona-Berichterstattung ein. „In den ersten sechs Wochen der Pandemie, etwa von Mitte März bis Ende April, gab es in der Tat eine gewisse Übereinstimmung zwischen politischer und medialer Landschaft, wie sie in demokratischen Verhältnissen der Ausnahmefall sein sollte.“ Das Ansehen der Medien nahm im ersten Corona-Jahr meßbar ab. (fw/ls)

Christian Drosten bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises 2021 im WDR Funkhaus. Köln, 04.11.2021
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