MÜNSTER. Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, benannt nach Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), berät über einen Namenswechsel. Grundlage sei der Abschlußbericht einer Arbeitsgruppe über den Namensgeber der Hochschule, berichteten die Westfälischen Nachrichten.
Der Monarch hatte die 1771 gegründete Universität nach ihrer zwischenzeitlichen Herabstufung zu einer Akademie 1902 wieder in ihren alten Rang erhoben. 1907 erfolgte die Umbenennung in Wilhelms-Universität.
In dem Abschlußbericht werde dem Kaiser aus dem Hause Hohenzollern vorgeworfen, „überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch“ gewesen zu sein. Daher schlage die Arbeitsgruppe ein mehrstufiges Verfahren vor, an dessen Ende ein Namenswechsel stehen solle. Beispielsweise sollten auf der Internetseite der Universität offensiver kritische Informationen zu Wilhelm II. platziert und Erstsemester über den Namensgeber aufgeklärt werden. Vertreter der Studentenschaft fordern seit Jahrzehnten eine Umbenennung.
Greifswalder Universität verzichtet auf Ernst Moritz Arndt im Namen
Der Fall erinnert an die Vorgänge rund um die Umbenennung des ehemaligen Hindenburgplatzes in der westfälischen Stadt. Nachdem mehrere Initiativen zuvor gescheitert waren, stimmte eine Mehrheit bei einem Bürgerentscheid 2012 für den neuen Namen Schloßplatz. Der Abstimmung war eine teilweise heftig geführte Auseinandersetzung um die Person des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847-1934) vorausgegangen.
Ähnlich kontrovers verlief der Streit im Vorfeld der Streichung des Namens des Dichters Ernst Moritz Arndt (1769-1860) aus dem Namen der Universität Greifswald. Der Senat entschied 2017, auf den Namenszusatz zu verzichten. Zuvor hatten sich in einer internen Abstimmung Dozenten, Angestellte und Studenten für eine Beibehaltung des Namens ausgesprochen. (ag)