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„Cancel Culture“: US-Psychologe Steven Pinker beklagt „Klima der Intoleranz“

„Cancel Culture“: US-Psychologe Steven Pinker beklagt „Klima der Intoleranz“

„Cancel Culture“: US-Psychologe Steven Pinker beklagt „Klima der Intoleranz“

Steven Pinker: Foto: picture alliance / Andreas Gebert
„Cancel Culture“
 

US-Psychologe Steven Pinker beklagt „Klima der Intoleranz“

Der Harvard-Psychologe Steven Pinker hat über die sogenannte „Cancel Culture“ in den USA geklagt. Manchen Menschen ginge es nur darum, den „Opferstatus“ zu einer Umverteilung der Macht zugunsten Frauen, Schwarzer und Homosexueller zu benutzen.
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Cato, Palmer, Exklusiv

CAMBRIDGE. Der Harvard-Psychologe Steven Pinker hat über die sogenannte „Cancel Culture“ in den USA geklagt, eine Praxis des Verdrängens von Personen oder Inhalten aus dem öffentlichen Leben zugunsten politischer Korrektheit. Die Ideale der Aufklärung wie Vernunft oder Freiheit müßten stets verteidigt werden, sagte Pinker am Montag der Welt.

„Der Trend, Menschen mit Überzeugungen, die sich von der linksliberalen Orthodoxie unterscheiden, zu verleumden oder zu feuern, ist gefährlich“, mahnte er. Das Leben unschuldiger Menschen werde damit ruiniert und die jüngere Generation von Intellektuellen, Wissenschaftlern und Künstlern eingeschüchtert. Dadurch werde die Möglichkeit, gemeinsam Probleme zu lösen, unterbunden. „Niemand ist allwissend. Wenn nur bestimmte Ideen diskutiert werden dürfen, bleiben wir unwissend“, führte Pinker aus.

Pinker unterschrieb offenen Brief gegen „Cancel Culture“

Deshalb habe er auch den offenen Brief zahlreicher Autoren und Wissenschaftler unterzeichnet, der ein „Klima der Intoleranz“ beanstandete. Daraufhin forderten Kritiker in einer Petition seine Absetzung als Mitglied der Gelehrtengesellschaft „Linguistic Society of America“. Jedoch hätten ihn seine Kollegen in Schutz genommen, er sei weiterhin Teil des Instituts.

Die aufklärerischen Ideen würden heute von zwei Richtungen angegriffen: der „autoritären, nationalistischen, populistischen Rechten“ und „der postmodernen, identitätspolitischen, politisch korrekten Linken“. Das letztere Phänomen habe in den 1960er-Jahren begonnen, als „Babyboomer“ den Marxismus „mit seinem Grundsatz, daß Ideen nur Instrumente der Unterdrückung durch die herrschende Klasse sind“, für sich entdeckten.

Opferstatus diene als „Vorwand für Macht“

Dazu sei der Postmodernismus gekommen, der die „Wahrheit“ als Konstrukt aus konkurrierenden Erzählungen abtat. Dadurch habe sich letztlich durchgesetzt, was die ehemalige „New York Times-Redakteurin“ Bari Weiss bei ihrem Rücktritt beschrieben habe: „daß es uns nicht mehr darum geht, gemeinsam eine Wahrheit zu ergründen, sondern feststehende Meinungen einiger Erleuchteter anderen zu vermitteln“.

Heutzutage gebe es zwei Denkweisen, die aufeinanderprallten. Diejenige, die in der Aufklärung wurzle, versuche die komplexen Probleme einer Gesellschaft zu diagnostizieren und zu lösen. Die andere gesellschaftliche Vorstellung gehe von einem „Nullsummenwettbewerb“ um die Macht aus. Früher hätten weiße Männer diese innegehabt, nun werde versucht, sie auf Frauen, Schwarze und Homosexuelle zu übertragen. „Der Opferstatus dient als Vorwand für Macht“, betonte Pinker. (zit)

>Ein Porträt über Steven Pinker lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT.

Steven Pinker: Foto: picture alliance / Andreas Gebert
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