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Weitere Aktion am Dienstag: Zentrum für Politische Schönheit erntet Kritik für Mahnmal-Aktion

Weitere Aktion am Dienstag: Zentrum für Politische Schönheit erntet Kritik für Mahnmal-Aktion

Weitere Aktion am Dienstag: Zentrum für Politische Schönheit erntet Kritik für Mahnmal-Aktion

Zentrum für Politische Schönheit
Zentrum für Politische Schönheit
Säule mit angeblich menschlicher Asche, Tweet vom Zentrum für Politische Schönheit Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa / Twitter/Politicalbeauty / JF-Montage
Weitere Aktion am Dienstag
 

Zentrum für Politische Schönheit erntet Kritik für Mahnmal-Aktion

Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) hat den Grabstein Franz von Papens entwendet. Das ZPS will eine andere Erinnerungskultur. Das von der Gruppe aufgestellte Faschismus-Mahnmal erntet derweil heftige Kritik. Grünen-Politiker Volker Beck erstattete Anzeige.
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BERLIN. Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) hat am Dienstag im Saarland den Grabstein des ehemaligen Reichskanzlers Franz von Papen entwendet. „Franz von Papen ist in unserer Gewalt“, teilte das ZPS auf ihrer Internetseite mit.

Mit vier Jahren Haft, Rückgabe seines „Kriegsverbrechervermögens“ und einem „Ehrengrab in Wallerfangen“ sei von Papen bestraft worden. Obwohl er „verantwortlich für Millionen Tote in ganz Europa“ sei. „Unfassbar“, findet die Organisation. „Diesen Zustand haben wir jetzt beendet.“ Von Papens Grabstein sei auf dem „Weg nach Berlin, um die historische Schuld des deutschen Konservatismus aufzuarbeiten“.

Franz von Papen war der letzte Reichskanzler der Weimarer Republik vor Adolf Hitler. 1933 scheiterte sein Versuch, Hitler in der Koalition aus national-konservativer DNVP und NSDAP unter Kontrolle zu bringen. Das ZPS wirft ihm vor, Wegbereiter des Nationalsozialismus zu sein.

Asche sei menschlicher Herkunft, jedoch nicht aus Auschwitz

Das selbsternannte „Künstlerkollektiv“ bricht damit nicht zum ersten Mal die Totenruhe. Am Montag hatten Anhänger der Organisation eine „Säule gegen den Verrat an der Demokratie“ vor dem Reichstag in Berlin aufgestellt.

In der Säule soll sich angeblich Asche von Opfern der Massenvernichtung des Nationalsozialismus befinden. Die Asche sei verschiedenen Orten Polens, Deutschlands und der Ukraine entnommen. In einem Frage- und Antwortbogen bestätigt das ZPS, die Asche sei menschlicher Herkunft, jedoch nicht aus Auschwitz.

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Auschwitz Komitee: Überlebende sind „bestürzt“

Der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, kritisierte die Aktion. „Auschwitz-Überlebende sind bestürzt darüber, daß mit diesem Mahnmal ihre Empfindungen und die ewige Totenruhe ihrer ermordeten Angehörigen verletzt werden. Die Vorstellung, daß die Asche ihrer ermordeten Familienmitglieder zu Demonstrationen durch Europa transportiert wird, ist für sie nur schwer erträglich.“ Diese Art der Demonstration sei „pietätlos“.

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Der Grünen-Politiker Volker Beck erstattete Anzeige gegen das ZPS. „Falls es sich um die Asche von in der Shoa Ermordeten handeln sollte, wäre dies eine strafbare Verletzung der Totenruhe“, schrieb Beck auf Twitter.

Auch das American Jewish Commitee äußerte Unmut auf Twitter und sprach von einer „skandalösen Störung der Totenruhe“. „Die Asche der Ermordeten eignet sich nicht für schiefe historische und politische Vergleiche. Die Opfer werden so nochmal entwürdigt und entmenschlicht.“

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Mit der „vermeintlichen Kunstaktion“ überschritten die Mitglieder des ZPS „jedwede Grenze von Anstand und Respekt“, urteilte der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Uwe Becker. „Das ist völlig geschmacklos und sollte umgehend abgebaut werden“, forderte Becker laut der Jüdischen Allgemeinen. „Hier werden Opfer des industriell organisierten Massenmordes als Kunstprodukt mißbraucht und in billiger Form instrumentalisiert“.

ZPS: Demonstrieren gegen Faschismus in „Gestalt der AfD“

Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte laut der Nachrichtenagentur dpa in der Bundespressekonferenz: „Sollte sich bewahrheiten, daß die Asche von Opfern verwendet wurde, findet die Bundesregierung dies außerordentlich pietätlos und geschichtsvergessen.“

Zum Vorwurf der Grabschändung und der Störung der Totenruhe entgegnet das Zentrum für Politische Schönheit: „Es gibt dort kein Grab, wo wir gesucht haben. Es gibt dort nur verscharrte Überreste, weggeschwemmte oder sedimentierte angekohlte Glieder.“

Die Organisation habe Auschwitz nur als Drehort für ihr Video gewählt, um „in klarer Bildsprache zu demonstrieren, daß die Naziverbrecher noch nicht einmal davor zurückschreckten, die Überreste ihrer Opfer als Baumaterial zu mißbrauchen“.

Am Samstag will die Gruppe die Säule in eine Betonplatte gießen, damit sie dauerhaft dort stehen kann. Die angestrebten 50.000 Euro Spendengelder sind schon um 30.000 Euro übertroffen worden. An dem Tag lädt das ZPS auch zum „Zapfenstreich gegen die AfD“, um einen Schwur „für die Verteidigung der Demokratie und gegen den deutschen Faschismus in seiner heutigen Gestalt der AfD“ zu leisten. (hr)

Säule mit angeblich menschlicher Asche, Tweet vom Zentrum für Politische Schönheit Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa / Twitter/Politicalbeauty / JF-Montage
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