Donnerstagmorgen, Polizeiabsperrungen rund um den Neuen-Apostel-Friedhof in Berlin Schöneberg. Schwere Limousinen kommen nicht direkt vor den Eingang des Friedhofes. Die Insassen der Fahrzeuge, fast ausschließlich Männer, müssen sich mit ihrem Mercedes oder Audi in einiger Entfernung einen Parkplatz suchen. Es regnet.
In zwei Stunden beginnt die Beerdigung von Nidal R., eines staatenlosen Palästinensers. Der Mann soll am 24. Mai 1982 im Libanon geboren worden sein. Sicher ist: Er starb am 9. September 2018 in Berlin. „Also bei uns auf einer Beerdigung trüge man so etwas nicht“, sagt eine Anwohnerin. „Das gehört sich nicht. So erweist man einem Toten doch keine Ehre.“
Sie meint die arabisch aussehenden Männer, die vor der Eingangspforte des Friedhofes stehen. Fast ausnahmslos tragen sie Jogginghosen oder Jeans und Base-Cap, andere stehen da in schwarzen Pullis oder Jacken mit Kapuze. Sie rauchen, telefonieren, filmen mit dem Handy. Die Männer kommen meist in Gruppen von fünf bis 20 Mann.
Hochrangige Clan-Chefs aus ganz Deutschland vor Ort
Laut der Boulevardzeitung B.Z., sollen hochrangige Clan-Chefs, Rockergruppen und Mitglieder von Großfamilien aus ganz Deutschland darunter sein. Eine Gruppe Frauen steht abseits in schwarzen Schleiern, manche mit Kinderkarren. Frauen und Männer werden während der Beerdigung moslemischen Ritusses getrennt voneinander stehen. Dazwischen Polizei in Uniform und am Rand stehen die Journalisten mit ihren Kameras und Mikrophonen.
Der Grund für diesen surreal wirkenden Aufmarsch: Der Tote war nicht irgendwer, er war einer der kriminellsten Araber in Berlin. 14 seiner 36 Jahre verbrachte Nidal R. hinter Gittern. Ein muskelbepackter Mann, dessen Strafakte mehrere Bände umfaßt. Nidal R. hatte den Ruf, ein brutaler Schläger zu sein. Im Umfeld der Clan-Familien galt er allerdings als nicht besonders intelligent, hatte das Blatt 2014 berichtet.
Ein berüchtigter Araber-Clan-Chef soll über ihn dem Landeskriminalamt 2012 gesagt haben, er hielte Nidal „auch intellektuell nicht in der Lage, einen Club oder eine feste Vereinigung zu führen“. Nidal R. wurde erschossen. Ist dieser Mord eine weitere Eskalation im Clan-Krieg der Araber auf deutschem Boden? Steigt die Aggression, weil der Druck durch die Behörden verstärkt wird? Immerhin wuchsen die Verfahren gegen arabische Clans in Berlin innerhalb eines Jahres um zehn Prozent von 61 auf 68 Stück an.
Acht Schüsse strecken den Araber nieder
Rückblick: Sonntag nachmittag, der 9. September 2018 gegen 17. 40 Uhr. Wie tausende andere Sonntagsausflügler spaziert auch Nidal R. mit seiner Frau und den Kindern am Tempelhofer Feld entlang. Das ist mehr als unvorsichtig. Einige Tage zuvor hatten Ermittler ihn davor gewarnt, daß verfeindete Clans einen Anschlag auf ihn geplant hätten. Fühlt Nidal sich sicher? Und wenn ja, warum?
In der Oderstraße, an einem Eiswagen, peitschen plötzlich acht Schüsse durch die Luft. Der Araber bricht zusammen. Drei Personen flüchten. Die Polizei rekonstruiert ihren Fluchtweg: Erst ein kurzes Stück über das Tempelhofer Feld. Dann springen sie an der Leinestraße in einen dort abgestellten VW Golf mit Berliner Kennzeichen, um in Richtung Hermannstraße davonzurasen.
Zwei Nächte später wird der Wagen ausgebrannt im Mergenthalerring entdeckt. Er hat zwar ein anderes, nicht mehr gültiges Kennzeichen, aber es ist der Fluchtwagen, wie die Spurenlage ergibt. Zur selben Zeit am Tatort liegt der angeschossene Mann auf dem Rücken auf dem Fußweg. Kreischende vermummte Frauen, pöbelnde Männer, weinende Kinder rennen wie kopflose Hühner um den Sterbenden.
Das sieht man auf Videos, die kurz nach der Tat im Internet hochgeladen wurden. Nur ein paar Nichtorientalen kümmern sich um den Schwerstverletzten, ein junger Mann macht Herzdruckmassage. „Wo bleibt die Polizei?“, ist eine männliche Stimme auf einem Video zu hören.
2.000 Trauergäste auf dem Friedhof
Nidal R. kann reanimiert und in ein Krankenhaus nach Steglitz gebracht werden. Dort stirbt er. Noch in der Nacht belagern etwa 150 Araber die Notaufnahme zur Klinik, wollen zu ihm durchdringen. Ein Polizeiaufgebot kann das verhindern.
Der Friedhof in Schöneberg hat ein moslemisches Gräberfeld. Um 11 Uhr erreicht der Leichenwagen mit dem hellgrauen Sarg die Friedhofspforte am Werdauer Weg. 2.000 Trauergäste nehmen ihn in Empfang. Es ist der letzte Gang für Nidal R. „Schämt Ihr euch nicht“, blubbern vier moselemische und ausgesprochen dickleibige pubertierende Jungs die wartenden Journalisten an. „Hier zu filmen, er war unser Bruder.“ Nein es schämt sich niemand.