BERLIN. Die vom Zentralrat der Juden in Deutschland herausgegebene Jüdische Allgemeine hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth zum Rücktritt aufgefordert. Die Grüne sei „unfähig“ gewesen, den sich andeutenden Antisemitismus-Skandal bei der Documenta in Kassel zu verhindern.
Der Chef vom Dienst des Blattes, Philipp Peyman Engel, schreibt: „Für wen das Versprechen ‘Nie wieder Antisemitismus’ keine wohlfeile Phrase“ sei, der müsse „das Kulturstaatsministerium jemandem anvertrauen, der glaubhaft gegen Judenhaß eintritt. Jemandem, der sein Amt mit Kompetenz und Würde ausübt.“
Entweder sei Roth nicht in der Lage gewesen, „Einfluß auf die sich lange abzeichnende Entwicklung zu nehmen. Oder sie konnte beziehungsweise wollte nicht verstehen, daß Judenhaß eine elementare Herausforderung für unsere Demokratie darstellt. Beides disqualifiziert sie in höchstem Maße als Kulturstaatsministerin.“
Roth „krachend gescheitert“
In dem Text heißt es: „Steuergelder dürfen in diesem Land niemals für lupenreinen Judenhaß ausgegeben werden.“ Die Documenta habe diesem Selbstverständnis eine schallende Ohrfeige verpaßt. „Es war die Aufgabe von Kulturministerin Roth, dies zu verhindern. Dabei ist sie krachend gescheitert.“ Selten sei die jüdische Gemeinschaft in Deutschland so in Aufruhr gewesen.
Roth hatte trotz der antisemitischen Machwerke die Messe stets verteidigt. Noch Anfang der Woche sagte sie: „Daß in manchen Medien von einer Kunstmesse der Schande gesprochen wird, ist eine klare Grenzüberschreitung.“ Sie warnte davor, „die spezifisch deutschen Fragen dieser Auseinandersetzung einem Kollektiv aus Mali oder Kuba überzustülpen“. (fh)