BERLIN. Die Schriftstellerin Monika Maron hat ihren Kollegen Uwe Tellkamp verteidigt. „Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagte Maron dem Deutschlandfunk. Sie habe bis auf Kleinigkeiten nichts in den Äußerungen Tellkamps entdecken können, worüber nicht auch in Zeitungen diskutiert werde.
Es sei einfach, jemandem, dessen Meinung einem nicht genehm sei oder dem man nicht antworten wolle, irgendeine AfD-Marke ans Hemd zukleben und sagen, er sei rechts. Wenn aber zu einem Streitgespräch aufgerufen werde, gehörten dazu auch zwei Kontrahenten mit unterschiedlicher Meinung. Dann dürfe es nicht sein, daß einer von ihnen am nächsten Tag am Pranger stehe. „Was ist denn das für ein Streitgespräch, wenn ich das damit bezahle, daß mich am nächsten Tag alle möglichen Leute anspucken?“
Scharfe Kritik am Suhrkamp-Verlag
Die Kritiker sollten daher sagen, was an Tellkamps Äußerungen falsch gewesen sei. „Er hat gesagt, daß die Grenzöffnung juristisch nicht einwandfrei war, daß es darüber Diskussionen gibt und auch Gutachten gibt. Da hat ihm Grünbein sogar zugestimmt. Dann muß man doch sagen, was ist an dem falsch, was Uwe Tellkamp gesagt hat, und nicht einfach sagen, der ist AfD und das haben wir schon bei Pegida gehört. Das ist doch keine Antwort!“ Sie wünsche sich deshalb, daß man vernünftig miteinander rede und auf die Argumente des anderen höre, ehe man sie beschimpfe, betonte die Schriftstellerin.
Scharfe Kritik äußerte Maron am Suhrkamp-Verlag, in dem auch Tellkamps Bestseller „Der Turm“ erschienen war. „Von dem Suhrkamp-Verlag finde ich das eine Ungeheuerlichkeit. Ein Verlag ist die einzige Andockstation für den Autor.“ Schriftsteller erwarteten von ihren Verlagen Beistand und Schutz, aber nicht Verrat. „In meinen Augen hat der Suhrkamp-Verlag seinen Autor verraten, und sogar ohne Not, weil kein Mensch davon ausgeht, daß ein Autor die Meinung seines Verlages repräsentiert – und was soll das auch sein, eine Verlagsmeinung.“
Tellkamp hatte bei der Veranstaltung „Streitbar!“ mit dem Schriftsteller Durs Grünbein im Kulturpalast Dresden vergangene Woche über den Stand der Meinungsfreiheit in Deutschland diskutiert. In deren Verlauf hatte Tellkampf die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung kritisiert und eine Einschränkung der Meinungsfreiheit sowie einen Gesinnungskorridor beklagt. Der Suhrkamp-Verlag distanzierte sich daraufhin von seinem Autor. Grünbein warf Tellkamp zudem Pegida-Nähe vor. Was dieser in Dresden gesagt habe, „ist uns seit Jahren von den Teilnehmern der Pegida-Demonstrationen bekannt: Islamophobie, Furcht vor dem Anderen, Verschwörungsphantasien, diffuse Ängste“, kritisierte Grünbein in der Zeit. (krk)