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Boykott: Evangelischer Kirchentag schließt AfD aus

Boykott: Evangelischer Kirchentag schließt AfD aus

Boykott: Evangelischer Kirchentag schließt AfD aus

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Kirchentagspräsident Hans Leyendecker (l.), Präses Annette Kurschus und Generalsekretärin Julia Helmke: „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören.“ Foto: dpa
Boykott
 

Evangelischer Kirchentag schließt AfD aus

Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags hat die AfD von ihrem Jahrestreffen 2019 in Dortmund ausgeschlossen. „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören“, sagte Präsident Hans Leyendecker zur Begründung. Der religionspolitische Sprecher der AfD Volker Münz spricht von einem „Armutszeugnis“. Er halte die Entscheidung für feige.
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BERLIN. Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags hat in geheimer Sitzung einen Boykott der AfD für das Jahrestreffen 2019 in Dortmund beschlossen. Die Partei wird damit von der Teilnahme an Podien und Diskussionsveranstaltungen auf Deutschlands größtem Christentreffen ausgeschlossen. „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören“, sagte Präsident Hans Leyendecker der Zeit-Beilage Christ & Welt.

Die AfD entwickle sich „rasend weiter nach rechts“, begründete das SPD-Mitglied Leyendecker die Entscheidung. „Die Radikalisierung der Partei schreitet voran.“ Zwar seien Wähler und Sympathisanten der AfD willkommen – „nicht aber Repräsentanten der AfD“.

„Ich halte das für feige“, kritisierte der religionspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Es ist ein Armutszeugnis, die in den Umfragen zweitstärkste Partei derart auszugrenzen.“ Die Kirche trage weiter zur Spaltung der Gesellschaft bei, die AfD hingegen stehe weiterhin für Dialog ein.

Am Eröffnungsgottesdienst dürfen AfD-Politiker teilnehmen

Beim Eröffnungsgottesdienst in Dortmund könnten AfD-Politiker jedoch teilnehmen, hieß es vonseiten der Veranstalter des Kirchentags. Für Andachten gelte der Boykott nicht. „Wenn Gauland kommen will, wird er einen Platz bekommen“, bestätigte auch Präsident Leyendecker. AfD-Politiker Münz reagierte darauf mit Zynismus: „Sehr gnädig, daß wir immerhin noch an Gottesdiensten teilnehmen dürfen.“ Aber „wenn man uns nicht will, brauchen wir auch nicht zu kommen“, unterstrich er.

Ähnliche Diskussionen hatte es bereits bei anderen Kirchentagen gegeben. Im Frühjahr hatte Volker Münz bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Münster teilgenommen. Die Entscheidung war unter anderem vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) scharf kritisiert worden.

Beim evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin war die damalige Vorsitzende der Christen in der AfD, Anette Schultner, ebenfalls für eine Podiumsdiskussion eingeladen worden. Beim Katholikentag 2016 in Leipzig galten AfD-Politiker noch als unerwünschte Personen. (ha)

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker (l.), Präses Annette Kurschus und Generalsekretärin Julia Helmke: „Dem Kirchentag geht es ums Zuhören, aber ich möchte nicht Herrn Gauland zuhören.“ Foto: dpa
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