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Schöngeist

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Cato, Palmer, Exklusiv

Zu den interessantesten Deutschpop-Entdeckungen der Post-NDW-Ära zählte 1984 der in Frankfurt geborene Sänger/Liederschreiber Alan Woerner. Woerner komponierte selbst und textete zum Beispiel zusammen mit Manfred Maurenbrecher, Ulla Meinecke oder seinem Freund und Vorbild Rio Reiser. Bei den Aufnahmen zu seinem LP-Debüt „Bis irgendwas passiert“, erschienen im Oktober 1984 bei CBS, waren die bekanntesten Köpfe der Berliner Poplandschaft mit von der Partie: Curt Cress spielte Schlagzeug, Spliff-Mitstreiter Reinhold Heil bearbeitete die Keyboards, die Rockchansonetten Ulla Meinecke, Gayle Tufts, Anke Wendland oder Rosa Precht alias Cosa Rosa trugen zum Background-Gesang bei. Zwei LPs spielte Woerner zwischen 1984 und 1986 für CBS ein. Beide Vinyl-Werke sind längst vergriffen und erzielen heutzutage hohe Preise auf Plattenbörsen. Nachdem Alan Woerner im Spätsommer 2004 nach nahezu 18jähriger Pause sein drittes, unerwartet aggressiv-rohes und musikalisch oft vertracktes Album „109“ veröffentlicht und dafür eine Menge lobender Kritiken erhalten hatte, fragten seine Fans immer häufiger auch nach seinen alten Liedern. Was lag da näher, als die Kleinode seiner beiden CBS-Alben neu abmischen zu lassen und erstmals auf Compact Disc zu bannen? Jetzt liegt das Ergebnis vor: „Retro“ (27 Music) beinhaltet 13 noch heute eine enorme Frische und Exklusivität ausstrahlende Popsongs; fünf aus dem Debütalbum und sieben aus dem Folgewerk „Eins Plus Eins“; dazu die einstige Single-B-Seite „Venus & Mars“, eine Gemeinschaftsarbeit mit Rio Reiser. Die legere Eleganz von Roxy Music stand bei den straffen, eingängigen, etwas exaltierten Kompositionen genauso Pate wie die weltmännische Exzentrik des David Bowie in seiner Schaffensperiode zwischen „Let’s Dance“ (1983) und „Absolute Beginners“ (1986). Das passende musikalische Gewand verpaßte den nicht selten dramatischen, zugleich aber vor Emotionalität übersprühenden Hymnen Produzent Udo Arndt (Rio Reiser, Spliff, Nena, Stefan Waggershausen etc.). Zu den bekanntesten Nummern auf „Retro“ zählen neben dem abgeklärt-hoffnungsvollen Radiohit „Warten (… bis irgendwas passiert)“ Woerners poppige Neuaufnahme von Rio Reisers Liebesklassiker „Laß uns ein Wunder sein“ (1984), die von vielen Ton-Steine-Scherben-Puristen harsch kritisiert wurde, obwohl sie viel eher eine Verbeugung vor dem Anarchorocker darstellt, oder die opulente, breitflächige 86er-Single „Die offene See“ – von der breiten Masse unentdeckte Perlen deutscher Popmusik. Im hochmelodiösen „Marmorherz“ beschreibt der einst als „Pop-Wunderkind“ ausgerufene Sänger eine zerbrechliche Schönheit, die sich nach außen unnahbar zeigt, um ihre verletzte Seele zu verbergen; im düster-urbanen Popblues „Rififi“ huldigt er den Obsessionen der Nacht; sehnsüchtig und intim wird es in der Ballade „27. September (Ich denk an Dich)“. Tanzbaren, rhythmusbetonten New-Romantics-Pop à la ABC bietet „Perfect Girl – Perfect Boy“, eine Kooperation mit dem kauzigen Berliner Wortartisten Manfred Maurenbrecher, oder „Unter Arrest“, entstanden unter Mithilfe Rio Reisers. Wer die „Retro“-Lieder mit denen von Woerners jüngster CD „109“ vergleicht, wird feststellen, daß aus dem umschwärmten Schöngeist ein lebenserfahrener, nachdenklicher Künstler geworden ist. Beide Phasen strahlen Gefühl und Kraft aus; beide sind von unbändiger Qualität und Echtheit geprägt – trotz aller musikalischen wie lyrischen Unterschiede. Im April spielt Alan Woerner, begleitet von seiner Band, einige Konzerte, unter anderem in Frankfurt am Main (10. April), Köln (14.), Berlin (16.) und Hamburg (17.)

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