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Gegen den Siegeszug der Belanglosigkeit

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Spätestens seit dem überraschenden Erfolg von Martin Mosebachs Buch über die „Häresie der Formlosigkeit“ (Wien, Leipzig 2004, 4. Aufl.), in dem der katholische Romancier und Schriftsteller den Einbruch einer banalen Moderne in den Innenraum der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schildert, wird die Diskussion über die nachkonziliare Kirche, die sich dem Zeitgeist unterwerfen will, nicht mehr nur in kleinen konservativen und traditionalistischen Gruppen wieder geführt. Um den unzerstörbaren Glauben an die traditionellen Wahrheiten geht es auch Walter Lang, Erzbischöflicher Geistlicher Rat und Priester der Erzdiözese München und Freising. Der Autor war dreißig Jahre lang als Religionslehrer an Münchener Gymnasien tätig und arbeitet heute in der Seelsorge der Pfarrei St. Franziskus, München. Der Mitarbeiter der angesehenen Zeitschriften Theologisches und Kirchliche Umschau blickt in seinem Buch zunächst in die Zeit zurück, in der die Römisch-Katholische Kirche als Heilsinstitution noch ein intaktes Ganzes war, bis das Jahr 1965 schließlich einen Bruch in allen Bereichen des kirchlichen Lebens markierte. Langs Blick zurück im Zorn auf den Beginn der Phase innerkirchlicher Wirren streift die Liturgiereform mit ihrem Bildersturm, ihrem Wüten gegen die Tradition und ihren umstürzlerischen, kulturrevolutionären Zerstörungen, die mit der Aufgabe des absoluten Wahrheitsanspruchs der Kirche einhergingen, jedoch nur relativ kurz. Noch wichtiger ist dem Autor, der Frage nachzugehen, wie es überhaupt möglich war, das geschlossene Denk- und Glaubenssystem, das der Katholizismus einst zweifellos besaß, so aufzubrechen, bis von der Ausstrahlungskraft seines einheitlichen Glaubens und seiner christlichen Überzeugungen kaum noch etwas übrigblieb. Diese Nachforschungen führen weit vor das Konzil zurück, wenngleich es sich bei „der Auseinandersetzung, die heute im Glaubensbereich stattfindet“, in der Tat wohl „um eine Entscheidungsschlacht zwischen dem von Christus grundgelegten und von den Vätern überlieferten katholischen Glauben und einem den Forderungen des Zeitgeistes zuliebe ganz entleerten und umgeprägten Pseudo-Christentum modernistischer Ausprägung handelt“. Damit ist das Stichwort dann auch schon gefallen. Der den Ideen und Phasen der Aufklärung folgende Modernismus strebt danach, das Christentum auf einen unverbindlichen Humanitarismus zu beschränken, nachdem er die Theologie bereits auf reine Anthropologie reduziert hat. Was Positivismus und Materialismus, Liberalismus, Existentialismus, Sozialismus und (Neo)-Marxismus in jahrzehntelanger ideologischer Wühlarbeit nicht geschafft haben – die Lehre der Kirche über die Schöpfung oder über die Menschwerdung Christi zu verunglimpfen und im gesamten Werte- und Ideenbereich einen Pluralismus sich widersprechender Gedanken und Weltanschauungen durchzusetzen -, gelang schließlich dem Modernismus. Ein kleines Beispiel: Seit fast zwei Jahrtausenden hat der katholische Glaube gleichgeschlechtliche Unzucht als eine der fünf Sünden, „die zum Himmel nach Rache schreien“ (Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 1876), identifiziert. Inzwischen hält selbst der Päpstliche Nuntius in Madrid homosexuelle Verbindungen lediglich für „eine andere Lebensform“ und plädiert dafür, diese staatlich anzuerkennen. Was in der Bibel noch ohne jedes Wenn und Aber zur Todsünde erklärt wird, fällt heute einer hemmungslosen Uminterpretation zum Opfer. Im Fall Buttiglione brachte das bloße Bekenntnis dieser Überzeugung gleich die ganze EU-Kommission zum Kippen. Während die Katholische Kirche inmitten einer existentiellen Krise steht, die ihre Grundfesten zum Wanken bringt, triumphiert der Modernismus auf allen Ebenen. Als reine Sinnagentur mit ein wenig religiöser Rhetorik und starker sozialpädagogischer Attitüde hört die Kirche jedoch auf, Kirche zu sein. So hatte Papst Pius X. der Vergötzung des Modernismus an der Wende zum 20. Jahrhundert, als ein aufklärerischer „Reformkatholizismus“ sein Haupt erhob, mit dem für alle Geistlichen vorgeschriebenen „Antimodernisteneid“ noch erfolgreich Einhalt bieten können. In Akademikerkreisen, gerade auch unter Theologen, blieb er jedoch lebendig und kam mit dem sich der „Welt“ und dem „Dialog“ öffnenden Zweiten Vatikanischen Konzil erneut zum Zuge. „Toleranz“ und „Gewissensfreiheit“ galten von nun an als neue Werte, während Tradition und Glaube eine dramatische Abwertung fanden. An diesem falsch verstandenen „aggiornamento“, an der Anpassung an die Welt, leidet die Kirche heute mehr denn je. Nur gibt es heute keinen Pius X. und keinen „Antimodernisteneid“ mehr, dafür aber eine modernistische Hierarchie in der Konzilskirche selbst. Walter Lang: Der Modernismus als Gefährdung des christlichen Glaubens. Stella Maris Verlag, Buttenwiesen 2004. 272 Seiten, 14,8O Euro

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