Der deutsche NHL-Profi Thomas Greiss wird nicht länger im Tor der deutschen Eishockey Nationalmannschaft stehen. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat in dieser Woche bekanntgegeben, den Spieler künftig nicht mehr zu den Trainings und Spielen des Teams einzuladen. Die generelle Nichtnominierung hat nichts mit Leistung zu tun, früher einmal (nicht nur im Profisport) wichtigstes Kriterium für einen Job.
In der US-amerikanischen NHL wurde Greiss nach einer Partie seiner Detroit Red Wings erst kürzlich mit dem „First Star“ der Woche als bester Spieler des Spiels ausgezeichnet. Für den DEB sind andere Dinge wichtiger. Vor allem die Frage, ob ein Spieler die richtige politische Gesinnung hat. Weil der Star-Torwart auf Instagram zum Tod des konservativen US-Radio-Moderators und Trump-Anhänger Rush Limbaugh kondoliert hatte, vermutet der Verband in dem 35Jährigen einen ideologischen Abweichler, der deswegen nicht weiter im Tor der Nationalmannschaft stehen darf, obwohl er rein sportlich gesehen zu den Besten der Welt gehört.
Wer sich nicht unterwirft, muß gehen
Sportdirektor Christian Künast begründete die Entscheidung gegenüber der Öffentlichkeit mit den Richtlinien des Verbandes, denen zufolge Weltoffenheit, Toleranz und Integration durch Sport vermittelt werden sollen. Dies sei, so der Eishockeyfunktionär, „einfach ein Kodex, dem sich jeder Spieler, jeder Betreuer und jeder Verantwortliche verschreibt, der für den DEB arbeitet“. Wer sich politisch nicht dem unterwirft, was der Verband vorschreibt, muß dann eben gehen.
Künast sei überzeugt, daß man sich bei Greiss diesbezüglich nicht sicher sein könne. „Von daher ist für uns die Nominierung im Moment kein Thema.“ Sprich: Die Verantwortlichen sind sich noch nicht mal sicher, ob ihre Unterstellungen bezüglich der Gesinnung des Spielers wirklich stimmen. Es genügt ihnen schon die bloße theoretische Möglichkeit, daß es sich bei dem eigenen Mann um einen gedanklichen Verräter handeln könnte, um einen wichtigen Leistungsträger zu schassen.
Ein klassischer Fall von: Wir schneiden uns mit größter Freude ins eigene Fleisch, wenn wir den Eindruck haben, daß wir damit einem Andersdenkenden so richtig wehtun können. Nun gilt es abzuwarten, ob die deutschen Eishockey-Fans schon indoktriniert genug sind, daß sie diese sehr spezielle Form des Teamgeistes wirklich gut finden.
Sky verbannt Lehmann
Nahezu alles andere überschattet haben in dieser Woche allerdings die Meldungen rund um den Jobverlust eines anderen ehemaligen Nationaltorhüters. Die einstige Nummer Eins der deutschen Fußballnationalmannschaft, Jens Lehmann, wird nicht länger als Experte für den Bezahlsportsender Sky tätig sein. Lehmann hatte seinen Kollegen Dennis Aogo in einer wohl flapsig gemeinten WhatsApp-Nachricht an einen anderen Sky-Mitarbeiter indirekt als „Quotenschwarzen“ bezeichnet.
Nachdem er die Mitteilung versehentlich an Aogo selbst geschickt hatte – und dieser die private Nachricht veröffentlichte – wurde daraus ein mediales Drama gemacht, so daß man hätte meinen können, Lehmann sei bei einem Treffen des Ku-Klux-Klan gesichtet worden. Eine offenkundig mit heißer Nadel gestrickte und tatsächlich ziemlich dümmliche öffentliche Erklärung Lehmanns nutzte nichts mehr. Sein Sender erklärte unter großem moralischen Bohei wie enttäuscht man von Jens Lehmann sei und daß für Rassismus im Hause Sky kein Platz sei.
Wäre Jens Lehmann ein bißchen schlauer gewesen, hätte er den Spieß umgedreht und einfach behauptet, er hätte mit der „Quotenschwarzer“-Formulierung lediglich die mangelnde Diversität bei Sky anprangern wollen. Nach einer derart zeitgeistigen Erklärung wäre er vermutlich nämlich nicht gefeuert, sondern bei seinem nächsten Auftritt auf Händen ins Studio getragen worden.
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe
Inzwischen arbeitet allerdings auch Aogo nicht mehr für Sky. Nachdem der ehemalige HSV-Profi während einer Livesendung vom Trainieren „bis zum Vergasen“ gesprochen hatte und Videos und Vorwürfe auftauchten, wonach der sich so kultursensibel gebende Fußballfachmann unter anderem das Wort „Zigeuner“ gebraucht hat, läßt Aogo seine Tätigkeit bei Sky erst einmal ruhen. Allerdings freiwillig, wie der Sender selbst in einer öffentlichen Erklärung betont.
Diese unterschied sich im Ton übrigens deutlich von derer, mit der man den weißen vermeintlichen Rassisten Lehmann öffentlich verurteilt und zum Abschuß freigegeben hatte. Wenn zwei das Gleiche tun, ist es eben noch lange nicht dasselbe. Schon gar nicht, wenn einer der beiden schwarz und der andere Teil der An-allem Schuld-Volksgruppe ist.
Abschaffung der Grundrechte
Übrigens: Vollständig Geimpfte und von Corona Genesene bekommen dieser Tage einen Teil ihrer Freiheitsrechte zurück. Mit Grundrechten haben diese von der Regierung gnädig gewährten Freiheiten natürlich nicht mehr viel zu tun. Denn solche müßten ja grundsätzlich für alle Bürger gelten.
So bleibt im Zuge der Geimpften-Rechte vor allem die Erkenntnis, daß es so etwas wie Grundrechte in der Bundesrepublik nicht mehr gibt und möglicherweise auch niemals wirklich gab.