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Verbotenes Schnitzel

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Verbotenes Schnitzel

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Er ist der Sprach-Held der Woche: der Kantinenwirt des niedersächsischen Integrationsministeriums. Am vergangenen Donnerstag wartete er mit einem ungewöhnlichen Speiseplan auf. Die Kantinenbesucher konnten sich zwischen gebackenem Leberkäse, „Piccata von der Putenbrust“, einem „Schweinerückensteak ‚Batamog‘“ und einem „Schnitzel mit dem verbotenen Namen“ entscheiden.

Wahrscheinlich weiß nicht jeder, was „Piccata“ – wird eigentlich mit Kalbfleisch zubereitet – und „Batamog“ (?) sind. Doch daß das „Schnitzel mit dem verbotenen Namen“ eine Ersatzbezeichnung für das Zigeunerschnitzel ist, wußte jeder, der es las, sofort. Denn die Stadt Hannover hatte kurz zuvor einen Beschluß erneuert, das Zigeunerschnitzel zu diskriminieren. Auf den Speiseplänen sollten statt dessen „Puszta-Schnitzel“ oder „Schnitzel ungarischer Art“ zu finden sein.

Alberne Verbotsgelüste

Druck macht ein winzig kleiner Verein, das „Forum der Sinti und Roma“ in Hannover. Der Verein tut sich auch – unter Hinweis auf das Dritte Reich – mit der Forderung hervor, das Wort „Zigeunersoße“ zu verbieten. Die größeren Zigeunerverbände finden diese Verbotsgelüste eher albern. Der Vorsitzende des Bundesrats der Jenischen, Timo Adam Wagner, bekennt: „Ich persönlich esse jederzeit gerne ein Zigeunerschnitzel – und zwar ohne daß ich mich deshalb gleich auf dem Schneidebrett des Metzgers liegen sehe!“

Das hält die Behörden jedoch nicht davon ab, das Wort „Zigeunerschnitzel“ auszumerzen. So viel zähe Verbissenheit schreit nach Widerstand. Daher kam die Tat der Kantine genau zur rechten Zeit. Der Betreiber, der mit dem Spruch „Wir kochen vor Freude“ wirbt, erklärte: „Wir wollen zum Schmunzeln anregen, aber auch die Frage aufwerfen, ob jede Diskussion so streng geführt werden muß.“ Ein Sprecher des Integrationsministeriums distanzierte sich jedoch eilig vom „Schnitzel mit dem verbotenen Namen“: „Wir halten die Wortwahl für unsensibel.“

Eulenspiegel mit Migrationshintergrund

Diese Ermahnung und die plötzliche öffentliche Aufmerksamkeit dürften dem Kantinenwirt nicht ganz geheuer gewesen sein, denn er beeilte sich richtigzustellen, daß es keinen „rassistischen Hintergrund“ gebe. Der Mitarbeiter, der die Speisekarte geschrieben hatte, verfüge über einen „Migrationshintergrund“. Somit sollte es sich wohl um einen politisch korrekten Verstoß gegen die politische Korrektheit handeln.

Der Wirt hätte noch hinzufügen können: „Ja, das Schreiben und das Lesen, ist nie mein Fach gewesen, denn schon von Kindesbeinen befaßt’ ich mich mit Schweinen. … Mein idealer Lebenszweck ist Borstenvieh, ist Schweinespeck.“ Mit diesem Zitat aus einer Operette von Johann Strauss hätte er sich gewiß unsterblich gemacht. Es stammt – Sie wissen es vielleicht – aus dem, ja richtig, aus dem „Zigeunerbaron“.

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