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Tyrannei im Netz

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Tyrannei im Netz

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Wir kennen diese anonymen Diskussionen im Internet: Spätestens nach „Stuttgart 21“ und „Wir wollen Guttenberg zurück“ weiß jeder, daß „Netzaktivisten“ im Internet den Eindruck einer überwältigenden Mehrheit erwecken können. Und das, obwohl sie keine Mehrheit repräsentieren. „Diese Leute“ – so viel Vereinfachung sei mir an dieser Stelle verziehen – sind sich ihrer moralischen und intellektuellen Überlegenheit absolut sicher. Von ihrem Schreibtisch, Laptop oder Smartphone aus entspricht ihr Gehabe in etwa dem Verhalten einer grölenden Menge. Inhalt, Facetten, Für und Wider sind egal.

Der FDP-Generalsekretär Patrick Döring nannte das vor einigen Tagen die „Tyrannei der Masse“. Und natürlich liegt er richtig, wenn er sich über diese virtuellen Schreihälse empört. Die gefühlte Anonymität läßt allerlei Dinge zu Tage treten, die bestenfalls witzig, schlimmstenfalls ekelig sind. Meistenteils liegt’s irgendwo dazwischen. Doch das immer wieder Nachgekaute hat natürlich die Tendenz zum Ekelhaften.

Denunzieren und boykottieren …

Zu stoppen sind sie nicht, „diese Leute“, aber ignorieren kann man sie. Oder sich über sie empören. Das geht auch. Heute entscheide ich mich mal für die Empörung. Und zwar empöre ich mich über einige meiner Facebook-Freunde sowie viele andere Nutzer dieses Online-Netzwerkes. Gerade scheint es wohl chic zu sein, die Facebook-Seite der NPD madig zu machen. Alle möglichen Leute melden sich mit dieser oder ähnlichen Statusmeldungen zu Wort:

Liebe Leute – die NPD hat ihre Facebook Seite wieder online gestellt, also geht der Spaß von vorne los:
1. Seite aufrufen
2. Rechts oben auf das Zahnrad klicken
3. Klick auf „Seite melden“
4. „Sonstiges“ auswählen
5. „Enthält Haßreden“ anklicken
6. Absenden.
7. Diesen Text kopieren.
8. Link teilen und diesen Text reinkopieren: Das ist ein „ONLINE FLASHMOB“

… bis sie selbst mal eine abweichende Meinung vertreten

Damit möchten diese „Netz-Aktivisten“ die Facebook-Betreiber dazu bringen, die NPD-Seite zu löschen. Ganz im Sinne der Schreihalsmentalität ist es offenbar gleichgültig, ob die Seite nun tatsächlich „Haßreden“ enthält oder nicht. Es scheint auch egal zu sein, daß abweichende Meinungsäußerungen mit Zwangsmitteln unterbunden werden sollen. Und wichtig ist auch nicht, daß das kein „Flashmob“ ist, sondern blanke Denunziation.

„Diese Leute“ vergessen einen ganz wichtigen Punkt: Sie haben Glück, daß ihre Meinung in etwa dem gesellschaftlichen Konsens entspricht. Mal angenommen, sie wären in der Lage, selbst mal eine abweichende Meinung zu vertreten: Dann hätten sie alles Recht dieser Republik, sie auf x-beliebigen Facebook- oder sonst welchen Seiten zu vertreten. Und sie wären gewiß empört, wenn die „Tyrannei der Masse“ ihnen dieses Recht nehmen würde. Dazu nur soviel: „Was du nicht willst, das man dir tu …“

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