Die Baden-Württemberger Friedensbewegung mobilisiert derzeit ihre Anhänger im Kampf gegen die „Bundeswehr in Schulen“. Die Initiative „Schulfrei für die Bundeswehr“ und Teile der Grünen sorgen sich über sicherheitspolitische Unterrichte von Jugendoffizieren der Bundeswehr. „Als Referenten für Sicherheitspolitik“ sind die rhetorisch und sicherheitspolitisch geschulten, berufserfahrenen Offiziere ein wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit, heißt es auf bundeswehr.de: „Seit 1958 stellen sie sich in Vorträgen, Diskussionen und Seminaren Fragen zur deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.“
Die Macher von „Schulfrei für die Bundeswehr“ sehen darin eine Gefahr, weil die Bundeswehr damit versuche, „zunehmend größeren Einfluß auf das Bildungswesen zu nehmen, um die Sicherheits- (Kriegs-)politik der Bundesrepublik Deutschland darzulegen“. Zwei Dinge stören die Friedensaktivisten besonders: Die Jugendoffiziere würden nicht nur über Sicherheitspolitik informieren, sondern heimlich um Nachwuchs werden; außerdem würden sie zu einseitig für eine Sicherheitspolitik werben, bei der auch militärische Mittel zum Einsatz kommen.
Natürlich ist es das gute Recht von Anhängern der Friedensbewegung, sich gegen diese Art von sicherheitspolitischen Unterrichten in Schulen zu engagieren. Je nach weltanschaulichem Ausgangspunkt gibt es Argumente dafür, dagegen, sowohl als auch; solche Diskussionen wollen nicht enden. Wer Spaß an der Debatte hat, möge sich beteiligen.
Engagement wofür?
Doch unabhängig von solchem Für und Wider ist es doch eher unwahrscheinlich, daß der Streit um Jugendoffiziere an Schulen – egal wie er ausgeht – irgendetwas an der sicherheitspolitischen Wirklichkeit der Republik ändert. Selbst wenn die Friedensaktivisten aus ihrer Sicht erfolgreich wären und die Jugendoffiziere aus den Schulen verbannt würden, bliebe die Bundeswehr bestehen und die Republik würde ihre Soldaten weiterhin in die Einsätze schicken. Auch die Bewerberzahlen würden sich nicht nennenswert verändern, die deutschen Streitkräfte blieben ein attraktiver Arbeitgeber für die einen und keine Option für die anderen.
Warum also diese Mühe? Warum dieser Einsatz für ein Ziel, das – wenn es denn erreicht würde – ohnehin nur ein symbolischer Erfolg wäre? Vielleicht ist es die Freude am politischen Engagement, das gute Gefühl, gemeinsam mit Gleichgesinnten Zeit zu verbringen und sich gegenseitig zu bestätigen. Vielleicht wollen sie auch dem Drang „Irgendetwas müssen wir doch tun!“ nachgeben. Frei nach dem Motto: Auch wenn alle mitmachen, ich nicht.
Eine liebe Freundin von mir ist Pazifistin, wir nehmen uns unsere unterschiedlichen Lebenswelten nicht übel, aber sie steht halt dort, ich stehe hier. Darum kann ich auch behaupten, daß mir diese Friedensbewegten gar nicht unsympathisch sind, ich bin lediglich der Meinung, daß sie irren. Ich würde ihnen aber vorschlagen, sich vielleicht dort zu engagieren, wo sie mehr als nur symbolische Siege erreichen können – ähnlich wie jene Freundin das tut.
Energien für realistische Projekte einsetzen
Frieden auf Erden, dieses schöne Ziel, erreichen wir nicht, indem wir die großen Bögen spannen wie „Schulfrei für die Bundeswehr“ es tut. Die Menschen hinter dieser Bewegung sind intelligent und engagiert, wie viel Gutes könnten sie erreichen, wenn sie sich für konkrete, umsetzbare Projekte einsetzen würden?