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Ochsen- und Eselquoten

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Wer seinem Verstand und Schamgefühl die Lektüre einer Seite wie linksunten.indymedia.org zumuten kann, findet dort, neben dem Rühmen von Heldentaten wie nächtlichen Brandstiftungen und „Antifa“-Schlägerattacken in fünffacher Überzahl, auch unfreiwillig Komisches: etwa Berichte von den Bemühungen der „Antispeziesisten“.

Belustigend sind wohlgemerkt nicht die Straftaten, die diese begehen, wenn sie „Tierfabriken“ anzünden oder in Zoos einbrechen, um Tiere zu „befreien“, sondern die Schwurbeleien, mit denen militante Tiernarren ihren Fanatismus moralisch zu begründen versuchen. Auch hier wird ein an sich sinnvoller Gedanke – der des Tierschutzes, der wie die Natur- und Heimatschutzbewegung insgesamt auf das Erbe der deutschen Romantik zurückgeht – dadurch ins Absurde gewendet, daß er sich in linken Gehirnen mit egalitären Phantastereien vermengt.

Verabsolutierung der biologischen Art

Der von dem britischen Psychologen Richard Ryder geprägte Begriff des „Speziesismus“ soll eine Verabsolutierung der biologischen Art bezeichnen bzw. kritisieren, die auf dem Anthropozentrismus des europäischen Denkens beruhe. Festgemacht wird dieser gewöhnlich am neuzeitlichen Rationalismus, der Tieren aufgrund fehlenden Verstandes und Selbstbewußtseins nur eine minderwertige Existenzform zusprach und sie der menschlichen Ausbeutung anheimgab. Oft bezieht die Kritik schon die alttestamentliche Aufforderung Gottes an den Menschen, sich die Erde „untertan zu machen“ mit ein. Seit der Übernahme ursprünglich konservativer, ökologischer Positionen durch die Linke in den siebziger und achtziger Jahren wird von nichtmarxistischen Linken auch der historische Materialismus kritisiert, in dem Tiere nur als „Produktionsfaktoren“ vorkommen.

Bis hierhin handelt es sich noch um eine reflexive, ihre eigenen Voraussetzungen und Übersteigerungen hinterfragende Vernunft, die sich besonders – wie nicht oft genug betont werden kann – in den Werken rechter Vordenker wie Martin Heidegger und Friedrich Georg Jünger, Ludwig Klages oder Herbert Gruhl artikuliert, aber mit dem Ausschlachten – fast möchte man sagen: „Auswaiden“ – dieser Philosophen durch linksökologische Tierrechtler beginnt der Wahnsinn, der so vernehmlich aus einem Wortungeheuer wie dem „Antispeziesismus“ spricht.

Unterdrückung von Arten durch andere Arten

Wie Antirassisten und Antisexisten gegen (tatsächliche oder vermeintliche) Benachteiligungen von Menschen aufgrund ihrer Rasse oder ihres Geschlechtes kämpfen, so wollen die Antispeziesisten die Unterdrückung von Arten durch andere Arten beenden. Und ebenso wie jene führt sie ihre ideologische Grundtendenz letztlich dazu, die Objekte ihrer Fürsorge abschaffen zu wollen: Wer sich für Farbige, Frauen oder Tiere einsetzt, damit sie so leben können, wie es ihren jeweiligen genetischen oder sonstigen Voraussetzungen gemäß ist, macht sich schließlich immer noch des Rassismus, Sexismus und Speziesismus schuldig, da er „in essenzialistischen Denkmustern befangen ist“ und „die Konstruktion von Herrschaft durch die Sprache negiert“.

Folglich müssen die Sprachexorzisten eingreifen und die „herrschaftskonstitutiven Begriffe“ mit ihren Bannflüchen belegen: Künftig hat man gefälligst nur noch von „Menschengruppen“ statt von Rassen, „Genderrollen“ statt von Geschlechtern sowie von „menschlichen und nichtmenschlichen Tieren“ statt von Menschen und Tieren zu sprechen. Konsequent weitergedacht, tun sich hier neue reiche Betätigungsfelder für die Sozialtechnokraten-, Gleichstellungs- und Betreuungsindustrie auf: Nachdem die Frauenquote bald nicht nur in Parteien und Behörden, sondern auch in privaten Unternehmen flächendeckend durchgesetzt ist und die SPD mit einer Migrantenquote vorwärtsmarschieren will, sollte nun endlich über Quoten für Tiere – pardon: nichtmenschliche Tiere – nachgedacht werden.

Gleichstellung von Mensch und Tier

Da es verdammt viele Spezies gibt, die es in Wirklichkeit allerdings nicht gibt, weil sie nur diskriminierend so genannt werden, müssen ihre scheinbaren Vertreter in gewaltiger Zahl in die Parteien und Organisationen aufgenommen werden – ja, man wird bald Mühe haben, genügend menschliche Tiere zu finden, die sicher allerhand zu tun haben werden, solange die Spezies-Integration in einer Übergangsphase des „gemeinsamen Lernens“ noch Schwierigkeiten bereitet.

Vielleicht haben wir aber auch Glück, und die nichtmenschlichen Tiere treten neben den menschlichen auf ihren neuen Vorstands- und sonstigen Posten gar nicht störend in Erscheinung? Jedenfalls habe ich nach meiner antispeziesistischen Lektüre das klassische Honeckerwort erst richtig verstanden: „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs’ noch Esel auf“ – nein, sie vollenden ihn erst.

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