BERLIN. Aus Protest über die Kritik an einem angekündigten Beitrag des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“ mit Thilo Sarrazin hat der Publizist Henryk M. Broder den Journalistenpreis des Deutschen Kulturrates zurückgegeben. Dieser will ihn allerdings gar nicht an Broder verliehen haben. Hintergrund ist eine scharfe Polemik des Geschäftsführers des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, gegen Sarrazin.
Der Geschäftsführer des Dachverbands, Olaf Zimmermann, hatte Sarrazin in der Berliner Morgenpost vorgeworfen, mit seinem Auftritt in Kreuzberg bewußt provoziert zu haben: „Es ist wirklich mehr als peinlich, wenn ‘aspekte‘, ein renommiertes Kulturmagazin, es offensichtlich nötig hat, einen solch vorhersehbaren Eklat zu inszenieren. Wer Thilo Sarrazin unter sichtbarer filmischer Beobachtung durch Berlin-Kreuzberg und Neukölln schickt, kalkuliert mit wütenden Reaktionen.“
Politisch erwünschte und unerwünschte Provokationen
In einem offenen Brief in der Welt entgegnete Broder Zimmermann am Mittwoch, daß er und seine Mitarbeiter für die Fernsehserie „Deutschland-Safari / Entweder Broder“ eben für genau solche Provokationen vom Kulturrat ausgezeichnet worden sein.
„Selbst wenn Sarrazin und das ZDF vorgehabt hätten, einen Eklat zu inszenieren, so ist das in einer funktionierenden Demokratie (…) ein legitimes Mittel, auf Umstände, Mißstände und Zustände aufmerksam zu machen“, schrieb der Publizist. Weiter hieß es in dem Brief:
„Peinlich in diesem Zusammenhang ist nicht der Besuch Sarrazins in Kreuzberg und der Versuch des ZDF, das Ereignis zu dokumentieren, peinlich ist nur Ihre unsägliche Stellungnahme, mit der Sie sich auf die Seite des Pöbels stellen, der in Teilen von Kreuzberg mittlerweile das Sagen hat.“
Darf Broder die Auszeichnung verweigern?
Zimmermann argumentierte gegenüber dem Tagesspiegel, daß nur die Redaktion der Fernsehserie „Deutschland-Safari / Entweder Broder“ ausgezeichnet worden sei, nicht aber Broder. Dieser könne daher den Preis gar nicht zurückgeben. (FA)