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Noch einmal: Inglourious Basterds

Noch einmal: Inglourious Basterds

Noch einmal: Inglourious Basterds

 

Noch einmal: Inglourious Basterds

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Vielleicht empfehlen Kultusbürokraten und die Bundeszentrale für politische Bildung Quentin Tarantinos neuen Film „Inglourious Basterds“ ja dem Besuch von Schulklassen. Immerhin, die erste Szene des Streifens ist psychologisch sehr dicht und voller innerer Spannung: Ein SS-Offizier bringt im zermürbenden Gespräch einen französischen Bauern in dessen Haus dazu, versteckte Juden zu verraten.

Danach wird es irritierend grobschlächtig: Eine amerikanisch-jüdische Ballertruppe, angeführt vom hölzern wirkenden Brad Pitt, legt in cooler Westernmanier „Nazis“ um. Das Motiv ist Haß, skizzenhaft und allzu simpel hergeleitet an den Biographien der Helden. Weshalb ein deutscher Feldwebel mit dabei ist, bleibt unklar. Er wird von Til Schweiger gespielt, der sein immer gleiches Eisenbeißergesicht in die Kamera hält.

Umkehr antisemitischer Hetze

Vor allem aber erscheint der Deutsche im Klischee der Hollywood-Wahrnehmungen als ein Weltschädling, den man waidmännisch ausmerzen muß sowie in brutalster Weise gefesselt und gefangen foltern und quälen darf. Gewissermaßen eine Umkehr antisemitischer Hetze. Goldhagen light: Die Deutschen sind unverbesserliche Judenmörder, denen der Schädel mit den Baseballschlägern amerikanischer Boys zertrümmert werden muß. Dann wird skalpiert: Hundert Skalps sind Satz, wie der Anführer der Truppe fordert. Der Rest sind Materialschlachten mit MPi-Salven, wie man sie aus Al-Capone-Schinken kennt.

In der Parallelhandlung kann sich eine junge Jüdin, die der Auslöschung ihrer Familie durch ein deutsches Sonderkommando entging, gleich an der gesamten Reichsführung rächen, die anläßlich der Premiere eines Landserfilms in dem Kino versammelt ist, das der jungen Frau plötzlich gehört. Hitler und seine Paladine erscheinen üblicherweise als pathologische Perverse, während die Amerikaner als jugendliche Prachtkerle und Sunnyboys daherkommen.

Die waghalsig konstruierte Handlung läßt sich nur in grob aneinandergeschnittenen Kapiteln vermitteln und läuft recht nonkausal ab. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung redet Tarantino verwirrt von seiner Intention: Er fand es interessant, die Naziführung in einem Kino hingerichtet zu sehen, da die Ufa ja Goebbels’ Propagandainstrument gewesen sei. Gleichzeitig outet er sich als Fan von Leni Riefenstahl und schließt in seine Cinephilie die Filme des Dritten Reichs ausdrücklich ein.

Schauspielerische Meisterleistungen

Ohne Frage bietet „Inglourious Basterds“ für sich genommen schauspielerische Meisterleistungen, namentlich durch Christoph Waltz und Martin Wuttke. Darüber hinaus aber bleibt zu fragen, inwiefern sich sein Deutschenbild in Absicht und „Wirkungsästhetik“ von den Verkürzungen, Tendenzen und Klischees der Nazi-Propaganda, auf die Tarantino selbst mit Verweis auf „Jud Süß“ Bezug nimmt, unterscheidet? Der Deutsche ist nicht nur ein tumber Bockwurst- und Krautfresser, sondern ein unheilbar genotypischer Massenmörder. Also wird der Deutsche skalpiert.

Man erwartet von Hollywood kein differenziertes Geschichtsbild, und Tarantino ist kein Historiker. Um so unangenehmer mutet es aber an, daß geschichtliche Klitterungen von amerikanischen Bestsellern befördert werden, die die deutsche Presse positiv bespricht. Sollte der Film als Slapstick angelegt sein, ist er schlecht; sollte damit versucht worden sein, eine Aussage zu formulieren, so ist die fatal. Das Kinopublikum erschien perplex, weil sich ihm das Anliegen des Streifens nicht erschloß.

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