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8. Mai 1945 – 75 Jahre Kriegsende: Tag der Besinnung

8. Mai 1945 – 75 Jahre Kriegsende: Tag der Besinnung

8. Mai 1945 – 75 Jahre Kriegsende: Tag der Besinnung

Kriegerdenkmal in Bonn
Kriegerdenkmal in Bonn
Kriegerdenkmal in Bonn Foto: Kriegerdenkmal
8. Mai 1945 – 75 Jahre Kriegsende
 

Tag der Besinnung

Wie ein Schleier legte sich Corona über die Welt und sorgt dafür, daß die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 bescheidener als geplant ausfallen. Wir sollten den Tag nutzen, um mit Zeitzeugen unserer Familien und Freunden das tatsächlich Erlebte wachzurufen. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Wie ein Schleier legte sich Corona über die Welt und sorgt dafür, daß die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 bescheidener als geplant ausfallen. Das kann ein Segen sein, denn es waren auf seiten der Siegermächte allzu bombastische Paraden und Kundgebungen geplant.

Diejenigen, die den Zusammenbruch Deutschlands noch als Zeitzeugen miterlebt haben, befinden sich im Greisenalter. Es ist eines der letzten Jubiläen, dem Vertreter der Erlebnisgeneration in noch nennenswerter Zahl beiwohnen werden.

Während meine Mutter das Kriegsende im Schwarzwald erlebte, als vierjähriges Mädchen im Keller Zeuge der Bombardierung Freiburgs wurde, floh mein Vater als Achtjähriger mit seiner Familie aus Potsdam im letzten Moment vor der einrückenden Roten Armee nach Westen. Die Familie strandete in Lüchow-Dannenberg in der Lüneburger Heide. Dort traf der Abschiedsbrief der Großeltern aus Greifswald ein. Sie erklären ihren folgenden Selbstmord, den sie kurz vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen vollziehen: Für sie brach mit dem Untergang des NS-Regimes ihre Welt zusammen.

„Jetzt erst waren wir wirklich wieder frei“

Der zwölfjährige Gerhard Löwenthal, dessen Großeltern im Ghetto Theresienstadt ermordet wurden, hatte sich in Berlin als Jude verstecken können und erlebte den 8. Mai unzweideutig: „Jetzt erst waren wir wirklich wieder frei – wie hatten wir diesem Schluß des grauenhaften Dramas entgegengefiebert!“ In seinen Lebenserinnerungen „Ich bin geblieben“ schildert er, weshalb er Deutschland danach nicht verließ, sondern als Patriot an seinem Wiederaufbau mitwirkte.

Obwohl wir uns schon viel länger kannten, stieß ich bei einem Gespräch mit dem ehemaligen Generalbundesanwalt Alexander von Stahl erst vor wenigen Jahren darauf, wie verschlungen seine Familiengeschichte und das Erleben des Zusammenbruchs 1945 war. Er erzählte mir von der Herkunft seiner Familie aus Sankt Petersburg: Wie seine Großeltern nach der bolschewistischen Revolution 1917 nach Deutschland flohen.

Das tatsächlich Erlebte wachrufen

Wie seine Großmutter, eine Jüdin, nach 1933 wiederum in die Schweiz fliehen mußte und dort 1939 starb. Wie sein Vater, national gesinnt, aber von Anfang an Gegner der Nazis, als Offizier der Wehrmacht den Krieg bei der Abwehr erlebte und in den 20. Juli 1944 verwickelt wurde.

In der Familie Alexander von Stahls, mit dem wir für diese Ausgabe ein ausführliches Interview führten, vermischen sich die Gefühle von Niederlage und Befreiung – oder wie Theodor Heuss die „Paradoxie“ dieses Tages begründete: „Weil wir erlöst und vernichtet in einem waren.“

In Berlin verfügte die rot-rot-grüne Landesregierung, dieses Jahr den 8. Mai in der Hauptstadt als „Feiertag“ zu begehen. Am besten nutzen wir diesen, um mit Zeitzeugen unserer Familien und Freunde das tatsächlich Erlebte wachzurufen.

JF 20/20

Kriegerdenkmal in Bonn Foto: Kriegerdenkmal
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