Am Ostersonntag erinnern wir Christen uns der Auferstehung, des Triumphes des Lebens über den Tod. In Sri Lanka wurden indes an diesem Tag bei einem halben Dutzend koordinierter Terroranschläge über 300 Menschen, fast ausschließlich Christen, ermordet, rund 500 weitere verletzt. Die Mehrzahl starb bei Anschlägen auf drei Kirchen, in denen sich Gläubige gerade zu Ostergottesdiensten versammelt hatten.
Inzwischen hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu den Anschlägen bekannt. Es ist schwer erklärlich, weshalb auf dieser Insel, auf der sich bis vor zehn Jahren die beiden großen Bevölkerungsgruppen aus Buddhisten und Hindus in einem Bürgerkrieg befehdeten, aus den Reihen der kleinen Minderheit der Moslems die kleine Minderheit der Christen angegriffen wurde.
In Afrika und Asien brennen jede Woche Kirchen
Die Anschläge sollen nun von den Islamisten als Vergeltung für das Massaker in Christchurch gerechtfertigt worden sein. Mitte März hatte dort ein australischer Rechtsextremist 50 Moslems in zwei Moscheen ermordet.
Aufgrund der schieren Zahl, der spektakulär koordinierten Aktion und vielleicht, weil auch europäische Touristen in Luxushotels zu den Opfern zählen, schaffte es dieser antichristliche Terroranschlag in die Schlagzeilen und Fernsehsendungen unserer Breiten.
Sonst wird meistens darüber hinweggesehen, in welcher Bedrängnis sich Christen tagtäglich vor allem in jenen Ländern befinden, die vom Islam dominiert werden. In Afrika und Asien brennen jede Woche Kirchen – inzwischen aber auch in Europa. Allein in Frankreich wurden seit Jahresbeginn mehrere Dutzend Brandanschläge auf Kirchen registriert. Ohne öffentlichen Aufschrei.
Christen im Nahen und Mittleren Osten werden im Stich gelassen
Auch im Falle der Massaker in Sri Lanka sind hierzulande viele Politiker (und Journalisten) unfähig, die schlichte Tatsache auszusprechen, daß hier Christen das Ziel waren. Außenminister Heiko Maas ließ nach dem Massaker von Christchurch verlauten, dort seien „friedlich betende Muslime“ getroffen worden und dies sei „ein Angriff auf uns alle“.
Nach den Terroranschlägen in Sri Lanka äußerte er nebulös über Twitter: „Richtete sich offenbar gezielt gegen Betende und Reisende.“ Und: „Haß unsererseits kann nie die Lösung sein.“ Zu wem die Getöteten beteten, erfuhren wir nicht.
Das Schicksal der Christen im Nahen und Mittleren Osten ist es, für „den Westen“ in Haft genommen zu werden. Sie müssen in doppeltem Sinne erleben, im Stich gelassen zu werden: Einerseits sind sie Adressaten des Hasses für häufig desaströse westliche Interventionen, andererseits werden sie ausgerechnet von ihren „Glaubensbrüdern“ weitgehend vergessen. Wann wurde in Ihrer Gemeinde das letzte Mal zum Thema Christenverfolgung gepredigt?
JF 18/19