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Streiflicht: Die virtuelle Revolte

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Streiflicht
 

Die virtuelle Revolte

Noch ziehen Euphoriker und Brüsseler Propagandisten durch das Land und künden wie Priester einer Endzeitsekte von den Segnungen der EU-Einheitswährung. Doch die Wut vieler Bürger über den verantwortungslosen Kurs der Bundesregierung wächst. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Die Wut vieler Bürger über den verantwortungslosen Kurs der Bundesregierung wächst Foto: Pixelio/Stephanie Hofschlaeger

Noch ziehen Euphoriker und Brüsseler Propagandisten durch das Land und künden wie Priester einer Endzeitsekte von den Segnungen der EU-Einheitswährung – die sich überschlagenden Hiobsbotschaften schlingernder Pleitestaaten und in immer neue astronomische Sphären steigende Summen der am Fließband produzierten Rettungspakete offenbaren, daß das politisch erzwungene Experiment mit harten ökonomischen Realitäten nicht in Deckung zu bringen ist.

Was wir erleben, erinnert manchen an seine einstige Studenten-WG. Nach anfänglicher Begeisterung setzen dort gesetzmäßig Zentrifugalkräfte ein. Als erstes verkommen die Gemeinschaftsräume Küche und Bad. Wo es keine Verantwortung und konsequente Regeln gibt, lassen sich die meisten gehen.

Eine Weile findet sich ein (oft weibliches) Wesen, das zähneknirschend den anderen hinterherräumt. Doch irgendwann ziehen die, die es sich leisten können, entnervt aus. Die Mutti der Euro-WG ist die deutsche Kanzlerin. Hört man genau hin, ist an Auszug aber nicht gedacht, sondern soll der Marsch in die Transferunion sogar noch beschleunigt werden.

Die Weckrufe mehren sich

Die Wut vieler Bürger über den verantwortungslosen Kurs der Bundesregierung wächst. Der Sturz der FDP in die Bedeutungslosigkeit ist ein Wetterleuchten. Den Wendehälsen kaufte ihren eurokritischen Ausfallschritt in letzter Minute niemand ab.

Die Weckrufe mehren sich: In der vergangenen Woche publizierte der konservative Bankier und Preußen-Kenner Ehrhardt Bödecker eine ganzseitige Anzeige in der FAZ, in der er an Kanzlerin und Bundesfinanzminister appellierte, sich endlich auf jene Sparsamkeit zu besinnen, die Preußen-Deutschland groß gemacht hat. Man wagt es kaum zu hoffen, daß diese Mahnung zur Disziplin an die Ohren derjenigen dringt, die demnächst Dagobert Ducksche Phantastilliarden in eine sinnlose Euro-Rettung pumpen.

Indessen schlägt sich die Macht des Internets nicht nur im Durchmarsch der stark virtuell mobilisierten Piratenpartei in Berlin nieder – die vom FDP-Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler initiierte Mitgliederbefragung zur Euro-Rettung erfährt vor allem durch das Netz rasante Unterstützung, die vor 15 Jahren der Gruppe um Alexander von Stahl im analogen Zeitalter versagt blieb.

Parallel dazu mobilisiert die konservative Multiaktivistin Beatrix von Storch über die von ihr gegründete Seite www.abgeordnetencheck.de mittlerweile Zehntausende Bürger, die durch über 180.000 kritische Mails an Bundestagsabgeordnete dazu beitragen, ein Umdenken einzuleiten. Ihr ist es zu verdanken, daß die Zahl der Euro-Rebellen steigt. Hier zeigt sich in Umrissen eine deutsche „Tea-Party“-Bewegung, die den bürgerlichen Parteien endlich Beine machen könnte.

JF 39/11

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