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Nach der Präsidentschaftswahl: Argentiniens Freiheitsrausch

Nach der Präsidentschaftswahl: Argentiniens Freiheitsrausch

Nach der Präsidentschaftswahl: Argentiniens Freiheitsrausch

Supporters of Argentine president-elect Javier Milei celebrate the results of Argentina's runoff presidential election, in Buenos Aires, Argentina November 19, 2023. REUTERS/Cristina Sille
Supporters of Argentine president-elect Javier Milei celebrate the results of Argentina's runoff presidential election, in Buenos Aires, Argentina November 19, 2023. REUTERS/Cristina Sille
Anhänger von Milei: Ein Land im Rausch Foto: picture alliance / REUTERS | CRISTINA SILLE
Nach der Präsidentschaftswahl
 

Argentiniens Freiheitsrausch

Libertärer Ökonom, Internet-Star und nun Präsident Argentiniens: Javier Mileis kometenhafter Aufstieg an die Spitze Argentiniens macht Hoffnung, daß sich Bissigkeit und konsequentes Einstehen für die Freiheit lohnen – auch in Deutschland. Ein Kommentar von Ronald Gläser.
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Ein Polit-Erdbeben läßt die Eliten erzittern. Mit Javier Milei wird ein Quereinsteiger Präsident Argentiniens, der sich als Anarchokapitalist bezeichnet und schon mal sein Abgeordnetengehalt verlost hat, weil er das staatliche Beutegeld nicht annehmen wollte. Er wird nun eine freiheitliche Revolution anführen („Wir müssen uns wieder die Ideen der Freiheit zu eigen machen“).

Argentinien braucht einen Neuanfang. Das Land ist wirtschaftlich in einem desolaten Zustand: rapide Geldentwertung, überbordender Staatsapparat, eine Schuldenquote von fast 90 Prozent. Die parasitäre Politikerkaste hat ihr Land gegen die Wand gefahren. Argentinien ist eine Präsidialdemokratie, so daß er in einer guten Position ist, seine Vorstellung umzusetzen.

Argentinien als libertärer Leuchtturm

Was will er genau unternehmen? Milei hat angekündigt, die Zentralbank abzuschaffen und den Dollar als Landeswährung einzuführen. Das mag aus Sicht von stabilitätsbewußten Europäern oder US-Amerikanern absurd klingen, aus Sicht eines Lateinamerikaners aus einem Land mit einer Inflationsrate von 143 Prozent ist es objektiv eine Verbesserung. Milei will den Staatshaushalt zurechtstutzen, Waffenbesitz vereinfachen und Einwanderung nur erlauben, wenn sie keine Kosten für den ausufernden Sozialstaat produziert. Er ist gegen Abtreibung, ein Klimaskeptiker und lehnt den kommunistischen Unfug unserer Zeit ab.

Sein Programm ist radikaler als das eines Donald Trump oder eines Jair Bolsonaro. Wenn er es umsetzt und Erfolg hat, kann dies über die Grenzen seines Landes hinaus ein Zeichen setzen, daß weniger Staat am Ende mehr Wohlstand, mehr Freiheit und mehr soziale Gerechtigkeit mit sich bringt. Vielleicht ist er aber wie Ludwig Erhard nicht ganz so geschickt im Umsetzen seiner Ideen. Aber selbst der hatte einen enormen Einfluß auf den Werdegang Deutschlands, auch wenn seine Kanzlerschaft jäh endete.

Hoffnung auch für Deutschland

So oder so: Mileis Erfolg zeigt schon jetzt, daß sich mit libertären Forderungen Wahlen gewinnen lassen. Je schlimmer der Zustand eines Staates ist, desto größer ist die Bereitschaft der Wähler, eines Tages einen klaren Schnitt vorzunehmen.

Das läßt auch für Deutschland hoffen: Es geht rapide abwärts mit dem Vaterland. Die Staatsschulden, die Selbstgerechtigkeit der politischen Klasse, die Masseneinwanderung, die Kostenexplosion beim Bürgergeld etwa und der Niedergang der Infrastruktur vollziehen sich nicht 1:1 wie in Südamerika – aber Parallelen beim Auftürmen von meist selbstgemachten Problemen sind nicht zu übersehen. Die einzige Antwort der politischen Klasse besteht bislang in der Erhöhung der Dosis. Mehr Steuern, mehr Umverteilung, mehr Verbote.

Am Ende wird sich auch bei uns zeigen, daß der authentische Kurswechsel erfolgversprechend ist, weil die Bürger verstehen, daß ein Weiter so die Probleme nicht löst. Dann werden harte Reformen anstehen etwa bei der Sozialindustrie, den staatlichen Massenmedien, der Geldpolitik. Dann wird es einen Freiheitsrausch geben wie in der DDR nach dem 9. November 1989.

Anhänger von Milei: Ein Land im Rausch Foto: picture alliance / REUTERS | CRISTINA SILLE
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