Das ZDF ist der König unter den Fernsehsendern der alten Zuschauer. Das ist die positivste Formulierung der aktuellen Einschaltquoten. Mit einem Marktanteil von 13,6 Prozent hat der Sender im April den Gesamtsieg bei den TV-Konsumenten geholt. Die Marktführerschaft relativiert sich bei einem genaueren Hinsehen allerdings ganz schön.
Gegenüber dem Vormonat hat das ZDF im April 1,1 Prozent verloren. Auch die ARD mußte im Vergleich zum März 0,7 Prozent abgeben. Das dürfte vor allem daran liegen, daß es im April weniger Nachrichten-Formate zum Ukraine-Krieg gegeben hat als im März. Corona und der der Krieg hatten auch dem Fernsehen, das sich seit vielen Jahren in einem stetigen Sinkflug beim Interesse der Medienkonsumenten befindet, einen kurzen Aufschwung beschert.
Was aber sicherlich nichts damit zu tun haben dürfte, daß die beiden Themen von nahezu allen Medien von Anfang an umfangreich abgebildet wurden. Ein bißchen verwundern muß einen das große Zuschauerinteresse gerade an der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung zu den beiden Themen. Müßte doch selbst der unaufmerksamste Nebenbei-Fernsehgucker nach spätestens zwei Wochen kapiert haben, was einem die dort ansässigen Haltungsjournalisten zu sagen haben.
Irgendwas läuft falsch beim ZDF
Inzwischen läßt das Interesse an der Kriegsberichterstattung insgesamt nach. Dennoch ist das ZDF mit einem Marktanteil von 13,6 Prozent für seine „Qualitätsprogramme“ eindeutiger Marktführer. Zumindest bei den Leuten, die im Jahr 2022 noch immer Fernsehen schauen. Das sind vor allem Menschen über 50. Von diesen holt der Mainzer Sender sogar mehr Zuschauer vor den Bildschirm als das Erste.
Ganz anders sieht es in der Zuschauergruppe der 14- bis 49Jährigen aus. Dort liegt das ZDF nur noch auf dem 6. Platz –und damit sogar noch hinter der alten Fernseh-Fregatte ARD, die es immerhin noch auf Platz vier geschafft hat. Der Sieg im internen Kampf der Zwangsgebührensender dürfte allerdings nur ein schwacher Trost für die durchgegenderten Berufsjugendlichen vom Lerchenberg sein. Wenn selbst die Wiederholungsdauerschleifen auf Sat.1 mehr junge Zuschauer anziehen als die eigenen aufwendig produzierten TV-Formate, macht man ganz eindeutig irgendwas falsch.
Die Statistiken mit den Marktanteilen sind, das weiß jeder, der einmal in der TV-Branche tätig war, für jeden Fernsehmacher mit Abstand die härtesten. Beziehen diese sich doch ausschließlich auf den Anteil der Bevölkerung, der tatsächlich ferngesehen hat. Die sonst gerne verwendete Ausrede, daß sich die Gruppe der unter 50Jährigen generell vom Fernsehen verabschiedet habe, fällt also weg.
ZDF-Autoren sollten sich über Zwangsgebühren freuen
Vor allem mit seinem Hauptprogramm festigt das ZDF seinen Status als „Boomer-Sender“. Mit seinen „traditionellen“ Krimiserien, die auch durch all ihre postmoderne Ideologisierung nicht weniger altbacken wirken, holt das ZDF zwar oft den Tagessieg in der Gesamtzuschauerschaft, aber kaum noch einen Jungen hinter dem Ofen vor. Häufig ist nicht mal mehr jeder zehnte Zuschauer jünger als 50 Jahre.
Geboten werden Programminhalte im Stile der eigenen Großeltern, aufgemotzt mit den politischen Ansichten und Ideen der jungen Redakteure und Autoren, die kaum einer ihrer Altersgenossen sehen will. Da können so einige talentfreie Schreiberlinge mit Blick auch auf die eigene Zukunft wirklich drei Kreuze machen, daß es die Zwangsgebühr gibt.