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Im Zeichen der Vielfalt: Kaisers royaler Wochenrückblick

Im Zeichen der Vielfalt: Kaisers royaler Wochenrückblick

Im Zeichen der Vielfalt: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Im Zeichen der Vielfalt
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Von rassistischen Methoden zur Rassismusbekämpfung, vom Wunsch der Rundfunk-Redakteure, auch Ausländer wählen zu lassen und von sinnentstellenden Umbenennungen in Dresdner Kunstmuseen. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Es war wieder einmal eine Woche der Diversität – und zwar die neue, ganz besondere Form der Vielfalt, die seit einigen Jahren verstärkt unseren Alltag prägt. So wurde in den vergangenen Tagen eine in mehrerlei Hinsicht erhellende, mediale Debatte darüber geführt, ob Islamismus wirklich so schlimm sei wie „rechte Hetzer“ behaupteten und darüber, ob die Beschäftigung einer womöglich judenfeindlichen Moderatorin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Ordnung sei, solange sie nur den richtigen kulturellen Hintergrund mitbringt.  

Diese Woche der Vielfalt machte auch ein paar Musiker arbeitslos, die für den gegenwärtigen Zeitgeist schlicht die falsche Hautfarbe zu haben scheinen. Die English Touring Opera hat gleich die Hälfte ihres Ensembles entlassen. Der Grund: Sie sind weiß und entsprechen damit nicht mehr den Vielfaltskriterien, die sich das Orchester selbst auferlegt hat. Die geschassten Konzertmusiker sollen zur nächsten Saison durch zwölf neue Instrumentalisten ersetzt werden, die das vom britischen Steuerzahler subventionierte Opern-Ensemble künftig bunter wirken lassen sollen.  

Wer jetzt sagt, daß dies doch Rassismus wie aus dem Lehrbuch sei, dürfte schon lange kein aktuelles Lehrbuch mehr in der Hand gehabt haben. Wer dagegen auf dem neuesten Stand der ideologischen Wissenschaften ist, weiß natürlich, daß es gemäß der „Kritischen Rassentheorie“ gar keinen Rassismus gegen Weiße geben kann.  

Während bei Menschen mit einer nicht-weißen Hautfarbe – oder politisch überkorrekt ausgedrückt „People of Colour” (PoC) – bei jeglichen Hürden des Alltags stets auf strukturellen Rassismus verwiesen wird, der schleunigst bekämpft werden muß, läuft die Entlassung oder Nichtanstellung von Weißen grundsätzlich unter der Kategorie Persönliches Pech. Und PP muß zugunsten der PoC eben manchmal in Kauf genommen werden. Wer als dauerprivilegierter Weißer dazu nicht bereit ist, zeigt damit nur, daß er noch immer nichts kapiert hat, was seine Ausgrenzung für die selbsterklärten Antirassisten gleich doppelt legitimiert. 

Rundfunk-Redakteure wünschen sich Wahlrecht für alle

Auch der Bundestag soll diverser werden. Zumindest, wenn es nach den Damen und Herren vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk geht. Dort sehen es einige Redakteure offenbar mit Unbehagen, daß bei den Bundestagswahlen nur deutsche Staatsbürger wählen dürfen. Auch die Tatsache, daß der deutsche Paß eine Voraussetzung für einen Posten im Parlament ist, ist den zwangsgebührenfinanzierten Programmmachern ganz offensichtlich ein Dorn im Auge. 

Um es ernsthaft seltsam zu finden, daß ausländische Staatsbürger nicht als Parlamentarier in das Parlament einziehen können, um beispielsweise einen eigenen Erdoğan-Block zu bilden, der die türkischen Interessen bei der bundesrepublikanischen Gesetzgebung vertritt, muß man schon eine sehr eigene Definition des Normalen haben.  

Die ganze Absurdität der Debatte um mehr politische Teilhabe von Ausländern in Deutschland offenbarte sich kürzlich auch in einem Tweet der Kolumnistin des Neuen Deutschland, Sibel Schick. „Meine Oma lebt seit 1970ern in Deutschland. Sie ist nicht stimmberechtigt. Meine Mutter ging in Deutschland in die Schule. Sie ist nicht stimmberechtigt. Ich wohne seit 2009 in Deutschland. Ich bin nicht stimmberechtigt“, schrieb die feministische Autorin in einer ihrer vielen Jammer-Arien, gerade so als habe die selbstempfundene Ausgrenzung tatsächlich irgendetwas mit echter Diskriminierung zu tun.  


In Wahrheit hätte jemand, der wie sie und ihre Familie seit Generationen hier lebt natürlich die Möglichkeit zu wählen und sogar gewählt zu werden. Sie müßten sich lediglich so weit zu Deutschland bekennen, von ihrem Recht auf Einbürgerung Gebrauch zu machen. Wer das ablehnt, dessen Loyalitäten liegen vermutlich woanders. Daß Fremdinteressen nicht an die Bundestagswahlurne oder gar gleich selbst ins Parlament getragen werden dürfen, ist eine absolute Selbstverständlichkeit. So sollte es auch unbedingt bleiben!  

Dresdner Zwinger benennt Kunstwerke um

Auch die Kulturgeschichte wird im Sinne der neuen Vielfalt fröhlich weiter umgeschrieben. Die Staatlichen Museen in Dresden benennen aktuell 143 historische Kunstwerke um, weil ihre Titel nicht mehr dem heutigen vermeintlich einzig richtigen Zeitgeist entsprechen. Beispiele gefällig? 

Aus der „Baumhütte eines Eingeborenen“ cancelte der Dresdner Zwinger den Eingeborenen aus dem Namen, sodaß das Kunstwerk nun nur noch schlicht „Baumhütte“ heißt. Eingeboren scheinen den selbsterklärten Antirassisten generell ein Dorn im Auge zu sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.  

„Indische Eingeborene mit Haustieren“ sind jetzt jedenfalls nur noch „Menschen mit Haustieren“ und ein „Eingeborener mit Maske“ ist heute nur noch irgendein „Mann mit Maske“. Zumindest kann er wohl froh sein, daß er kein „Weißer Mann mit Maske“ ist, sonst würde wohl nicht nur der Name, sondern gleich das ganze Kunstwerk gecancelt.  

Die Skulptur „Afrikanischer Krieger, den Bogen schwingend“, entstanden um 1700, ist nur noch „Ein Krieger, den Bogen schwingend“. So schnell kann es gehen im Zeitalter der selbstgerechten, wurzellosen Gegenwartskultur. War man Jahrhunderte lang ein beeindruckender Vertretener eines wilden, aber doch beeindruckenden fremden Kriegskults, ist man von heute auf morgen nur in der unbestimmten Menge der sich Bekriegenden verschwunden.  

Aus „Zigeunerin” wird „Frau mit Kopftuch”

Auch das böse „Z-Wort“ mußte natürlich weichen, selbst wenn die Umbenennung der „Zigeunermadonna“ in „Madonna mit stehendem Kind“ etwas sinnentstellend ist. Zudem kann es durchaus zu neuen Mißverständnissen führen, wenn ein weiteres Werk mit dem Namen „Die Zigeunerin“ von den Museumsverantwortlichen jetzt zur „Frau mit Kopftuch“ gemacht wird. Zumindest sollte man sie sicherheitshalber nicht allzu nahe der „Landschaft mit mohammedanischen Pilgern“, heute „Landschaft mit betenden Muslimen“, platzieren.  

Auch, daß das „Portrait eines dunkelhäutigen Sklaven“ per Neudefinition nur noch ein „Portrait eines Sklaven“ sein soll, könnte sich für die Bilderstürmer mit dem Rotstift zu sehr dünnem Eis entwickeln. Gestehen sie damit doch ironischerweise indirekt ein, daß es mitnichten ausschließlich dunkelhäutige Sklaven gab und gibt. Das ist zwar faktisch absolut richtig, kratzt aber doch gefährlich an der exklusiven Opferkultur, in der es sich die heutigen, westlichen PoC so gewinnbringend eingerichtet haben. 

Wer über das nötige Maß an gesundem Zynismus verfügt, kann sich derzeit jedenfalls eigentlich ziemlich entspannt zurücklehnen und dabei zuschauen, wie der übermotivierte, moderne Social Justice Warrior den Bogen immer weiter überspannt. 

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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