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Pinky Gloves: Die Tugend-Ökonomie regelt

Pinky Gloves: Die Tugend-Ökonomie regelt

Pinky Gloves: Die Tugend-Ökonomie regelt

Investor Nils Glagau Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen
Investor Nils Glagau Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen
Der Investor Nils Glagau aus der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekam auch etwas vom Shitstorm wegen der pinken Handschuhe ab Foto: picture alliance/dpa | Henning Kaiser
Pinky Gloves
 

Die Tugend-Ökonomie regelt

Liberale vertrauen gern darauf, daß Angebot und Nachfrage über den Erfolg von Produkten entscheiden. Doch mittlerweile kommt es darauf an, daß neue Produkte einer kleinen, aber lautstarken Minderheit gefallen. Anderenfalls hilft nur noch der Rückzug in Schimpf und Schande. Ein Kommentar.
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In der freien Marktwirtschaft entscheiden normalerweise Angebot und Nachfrage darüber, ob ein neues Produkt ein Verkaufsschlager wird und sich am Markt etabliert. „Der Markt regelt“, lautet ein vor allem von jungen Liberalen gerne genutzter Hashtag auf Twitter, der das alte libertäre Motto, wonach sich der Markt selbst reguliert, zeitgemäß zusammenfaßt.

Das gilt für eine freie Marktwirtschaft. Das sind Positionen aus einem politischen Lager, das dem Kapitalismus grundsätzlich positiv gegenübersteht. Für all diejenigen, die gerne eine andere Gesellschaftsordnung hätten, regelt der Markt überhaupt nichts. Soll er ihrer Meinung auch gar nicht, weil sie am liebsten alles selber regeln wollen.

Durch den wachsenden Einfluß linker Kräfte wurde aus der einst (relativ) freien Marktwirtschaft in den westlichen Industriestaaten langsam eine Tugend-Ökonomie. Dort entscheidet die „moralische“ Bewertung irgendwelcher – meist recht kleiner, aber immer äußerst lautstarker – ideologischer Gruppen.

Der Gummihandschuh wird zum Ärgernis

Die beiden Jungunternehmer Eugen Raimkulow und André Ritterswürden wollten mit einem neuen Damen-Hygieneartikel den Markt der Periodenprodukte aufmischen. Die Idee, mit der sie unter anderem auch die Investoren der Vox-Erfolgsshow „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) überzeugen konnten: Mit dem pinken Gummihandschuh sollten Frauen Tampons und andere Periodenprodukte diskret entsorgen können.

Wohlgemerkt, nur die, die das wollen, sollte man an dieser Stelle vielleicht betonen. Die Empörungswelle, die die rosa Handschuhe auslösen sollten, konnte nämlich den Eindruck erwecken, daß diese demnächst in allen deutschen Haushalten zur Pflicht werden sollten. Was vielleicht auch daran liegen mag, daß viele der Empörten in der Regel alles verbieten wollen, was ihnen nicht gefällt. Andersherum wollen diese Zeitgenossen gerne alles verpflichtend einführen, was ihnen zusagt.

Das Vertrauen in die Geschlechtsgenossinnen scheint gering

Noch während der Sendung, bei der die beiden Erfinder ihr Produkt vorstellten, brach im Netz der linksfeministische Shitstorm los. Zwei Männer, die Frauen angeblich einreden wollen, daß „ihre Periode und ihre Geschlechtsorgane etwas ekliges sind“, da hörte für viele feministische Nutzerinnen auf Twitter der Spaß auf. Und offensichtlich auch das Vertrauen in die Charakterstärke ihrer Geschlechtsgenossinnen, die sie offenbar für so leicht beeinflußbar halten, daß sie sich von einem kurzen TV-Segment so sehr überrumpeln lassen, daß sie etwas kaufen werden, was sie in Wirklichkeit weder brauchen noch wollen.

Die Protagonisten konnten freilich noch nicht ahnen, daß das Produkt einen Schwarm wilder Furien aufschrecken würde. Die Investoren Nils Glagau und Ralf Dümmel von DHDL waren angetan von der Handschuh-Idee und wollten diese unterstützen. Sie gehörten damit zu den Männern, die in den Augen der Internet-„Frauenrechtlerinnen“ doof und zurückgeblieben genug sind, die „Pinky Gloves“ für eine gute Idee zu halten.

Wie so oft, blieb es nicht beim Shitstorm im Netz. In einem Statement berichteten die Jungunternehmer über das Ausmaß der Angriffe, die nach der Show über sie hereinbrachen: „Was uns nachhaltig sehr trifft, ist die Tatsache, daß wir einer heftigen Welle an Haß, Mobbing und Gewaltandrohungen, bis hin zu Morddrohungen, ausgesetzt sind. Wir werden auf offener Straße attackiert und beschimpft.“

Jungunternehmer flehen um Gnade

Anders als zum Beispiel im Fall der Comedy-Autorin Jasmina Kuhnke löste der Haß keine größeren Solidaritätswellen bei der sonst so sensibel auf angeblich „jede Form von Hetze“ reagierenden Netzgemeinde aus. Auch nicht, nachdem die Jungunternehmer darunter zusammenbrachen und den von ihnen entwickelten Handschuh vom Markt zurückzogen.

Prominente Stimmen wie die Autorin und ehemalige Rapperin, Reyhan Şahin, auch bekannt unter ihren Künstlernamen Lady Bitch Ray, distanzierten sich zwar teilweise von den Drohungen. Aber sie feierten die Marktrücknahme als Sieg für die eigene Sache und hofften, daß es nicht der letzte dieser Art gewesen sei.

Raimkulow und Ritterswürden flehen derweil regelrecht um Gnade: „Wir halten das nicht mehr aus und sind mit unseren Kräften am Ende. Bitte hört damit auf, uns, unsere Familien und Unterstützer anzugreifen und zu bedrohen“, schrieben sie in einer offiziellen Erklärung.

Ein Statement, das man ruhig zweimal lesen darf; und zwar mit der Vorstellung, die verzweifelten Worte kämen von zwei linken Feministinnen, die sich nach ideologisch motivierten Bedrohungen von toxisch männlichen Rechten zurückgezogen hätten.

Der Investor Nils Glagau aus der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ bekam auch etwas vom Shitstorm wegen der pinken Handschuhe ab Foto: picture alliance/dpa | Henning Kaiser
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