Richard Herzinger ist ein Doktrinär. Kennzeichnend für ihn und seine Veröffentlichungen sind striktes Freund-Feind-Denken und Komplott-Theorien. Im jüngsten Fall heißt der Feind „Nationalbolschewismus“, und zur Verschwörung zählen alle, die Herzinger nicht leiden mag. Eine Antwort von Karlheinz Weißmann.
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Sehr gute Replik! Wunderbar historisch analysiert und beurteilt. Die Liberalen bekommen es halt mit der Angst zu tun, dass schärft offenbar nicht ihren Verstand. Insofern ist auch dem Nebensatz in David Engels jüngstem Artikel zu widersprechen, indem er behauptet, dass Russland in seiner Entwicklung nicht vorhersagbar sei. das finde ich ganz und gar nicht, wie dieser text u. a. beweist.
Herr Möller, die Geschichte ist offen. Keiner weiss, wer das Rennen macht. Aber es gibt prophetische Geister, die eine deutlich qualifiziertere Ahnung von der Zukunft haben als Durchschnittsliberale wie Herr Herzinger, díe nur von der Börse, den Menschenrechten und einem schrankenlosen Individualismus geprägt sind. Oswald Spengler, der den Untergang des Abendlandes beklagte, meinte, im Osten weitaus mehr als nur einen Schimmer von Hoffnung erblicken zu dürfen. Er stellte einen Gegensatz fest zwischen Geld und Blut. Sinngemäß sagte er, die Völker, die dem organischen Mutterboden der Geschichte entstammten und noch nicht über diese organische Stufe hinausgewachsen seien in ein künstlich entfremdetes Dasein, seien überlebensfähiger als etwa der Kapitalismus: „Das Schwert siegt über das Geld … Das Geld wird nur vom Blut überwältigt und aufgehoben. Es handelt sich in der Geschichte um das Leben und immer nur um das Leben … und nicht um dem Sieg von Erfindungen oder Geld.“ Er schrieb diese Worte 1918, als die Oktoberrevolution gerade eben stattgefunden hatte. Der Sieg des Marxismus-Leninismus in Russland hinderte Spengler nicht daran, an die Überlegenheit jenes Landes zu glauben.
Sehr geehrter Herr Weißmann, Sie holen die vaterländische Variante des Kommunismus aus der Versenkung. Sie können zwar belegen, dass Versuche, dieses Modell zu erproben, scheiterten. Aber damit ist noch lange nicht aller Tage Abend. Da rollt etwas auf uns zu. Das spürt Herr Herzinger. Was treibt ihn, diesen Begriff als Schreckgespenst an die Wand zu malen? Er ist Repräsentant einer bürgerlichen Schicht, die sich (noch) im Erfolg ihrer Väter und Mütter sonnen darf. Doch die wortreiche Apologetik der offenen Gesellschaft ist ein Waffe, die abstumpft. Je eilfertiger die westliche Wertegemeinschaft und Zivilreligion beschworen wird, um ihr privilegiertes Lebensgefühl für schützenswerter als alles andere zu deklarieren, desto stärker wird der Verdacht, dass hier getroffene Hunde bellen. Die Nutznießer des westlichen Modells haben etwas zu verbergen. Es ist die eigene Unsicherheit, die sie mit lauter Rhetorik überspielen. Es ist die Angst vor dem Wiederaufstieg der eurasischen Völker. Diese sind uns an Zähigkeit, Fleiss, Vitalität überlegen. Sie sind unempfindlicher gegen Schmerzen als wir. Sie sind opferbereit. Das ist der Unterschied im kommenden kalten oder heissen Krieg.
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