Was verleitet einen Spitzenpolitiker dazu, seinen Lebenslauf zu frisieren? Geltungssucht? Eitelkeit? Minderwertigkeitskomplexe?
Das Thema kocht seit einigen Jahren immer wieder hoch, wenn wieder ein Parlamentarier über seine zusammengepfuschte Doktorarbeit stolpert, Giffey läßt grüßen. Aber was sich an Falschangaben im Lebenslauf der Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock angesammelt hat, ist schon bemerkenswert. Nachdem es bereits vor Wochen Verwirrung um ihren Studienabschluß als „Völkerrechtlerin“ gab, der sich dann als Vordiplom in Politikwissenschaft und Master in „Public International Law“ LL.M an der London School of Economics entpuppte, wurde nun bekannt, daß es an elf Stellen in ihrem Lebenslauf Ungereimtheiten gibt.
So ist Baerbock unter anderem kein Mitglied des „German Marshall Fund“ (GMF) und des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), sondern lediglich GMF-Alumni und im UNHCR kann man kein Mitglied werden. In letzterem Fall erklärte ein Grünen-Sprecher nun kleinlaut, daß die Kanzlerkandidatin seit 2013 regelmäßig Spenden überweise. Die Angaben zur politischen Biographie der 40jährigen seien „präzisiert“ worden.
Falschangaben sollen internationale Kontakte zeigen
Mitgliedschaft oder Spenderin? Das kann man ja schon verwechseln beim Erstellen des eigenen Lebenslaufes – nein, kann man nicht! Wenn man sich zur Wahl um das Kanzleramt aufstellen läßt und so einen Lebenslauf präsentiert, wirft das zwei Fragen auf: Wer überprüft da bei den Grünen eigentlich die Außendarstellung? Kann das ein Versehen sein oder steckt Vorsatz hinter solchen potemkinschen Dörfern?
Die Auflistung solcher angeblichen Mitgliedschaften in internationalen Organisationen soll suggerieren, daß Baerbock eine top-vernetzte Politikerin ist, die auf höchster Ebene Kontakte pflegt. Der Verdacht liegt nahe, daß die Grüne, die bislang keinerlei Regierungsverantwortung hatte und nur Parteiposten bekleidete, damit ihre mangelnde Erfahrung kompensieren wollte.
Wie tief da möglicherweise Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexe sitzen, zeigte sich in einem NDR-Interview, das sie bereits vor Monaten mit ihrem ehemaligen parteiinternen Konkurrenten um die Kanzlerkandidatur, Robert Habeck, gab. Da äußerte Baerbock: „In manchen Dingen sind wir einfach sehr anders. Vom Hause her kommt er … Hühner, Schweine, Kühe melken. Ich komm eher aus dem Völkerrecht. Da kommen wir aus ganz anderen Welten.“ Autsch, was für ein Tiefschlag unter Parteifreunden.
Baerbocks Spruch sagt einiges über sie aus
Was Habeck als ehemaliger Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein und Vize-Ministerpräsident in dem Moment gedacht haben mag, wird sein Geheimnis bleiben. Öffentlich auf diese Weise nachzutreten, sagt einiges über den Charakter der Möchtegern-Kanzlerin aus.
Dabei stellt sich die Frage, was sie geritten hat, mit so leicht durchschaubaren Falschinformationen hausieren zu gehen? Die Sympathien vieler Wähler flogen ihr nach ihrer Nomierung doch zu. Zeitweise führte sie die Grünen auf Platz eins in den Umfragen. Der Durchschnittswähler wird auch kaum den Lebenslauf der Spitzenkandidaten studieren.
Beim Spritpreis ist Baerbock ehrlich
Aber wie nun durch die aufgeflogenen Übertreibungen stellt sich Baerbock auch im Wahlkampf selbst ein Bein. So muß man ihr die Ehrlichkeit bei der Forderung nach einer Benzinpreissteigerung um 16 Cent pro Liter hoch anrechnen.
Wer Baerbock wählt, weiß nun, was er bekommt. Eine Kanzlerkandidatin, die es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und bislang nie beweisen mußte, daß sie regieren kann. Ob man so jemanden an die Spitze eines Landes stellen möchte, sollte sich jeder Wähler gut überlegen.