Anzeige
Anzeige

Strachevideo, Rezo und EU-Wahl: Kaisers royaler Wochenrückblick

Strachevideo, Rezo und EU-Wahl: Kaisers royaler Wochenrückblick

Strachevideo, Rezo und EU-Wahl: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Strachevideo, Rezo und EU-Wahl
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Die Woche war beherrscht von Aufrufen und Empfehlungen, am Sonntag doch unbedingt die „richtigen“ Parteien zu wählen – und nicht die „falschen“ noch stärker zu machen. Da sind sich öffentlich-rechtlicher Rundfunk, YouTube-Sternchen und EU-Establishment endlich einmal einig. Boris T. Kaiser blickt zurück.
Anzeige

In der EU-Wahlwoche beherrschten hauptsächlich Wahlaufrufe die Berichterstattung. Aufrufe, zur Wahl zu gehen und dort auf keinen Fall rechte Populisten zu wählen. Vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk heulten die Alarmsirenen, die vor einem Angriff von rechts auf das linksliberale Wagenburg-Parlament in Brüssel warnten, quasi rund um die Uhr. Was aber nicht bedeutet, daß man das Ganze in Zukunft nicht noch steigern und ausweiten könnte. Gerade erst haben ARD und ZDF mit dem ORF eine Allianz gegen rechtspopulistische Angriffe angekündigt.

In Zukunft will die staatlich subventionierte Presse offenbar gleich schalten, wenn sie eine rechtspopulistische Gefahr wittert. Nicht, daß es irgendwann zu spät ist und man die politischen Gefährder nicht mehr klein-senden kann. Eine der Hauptgefahren dürften die vereinigten Meinungsmacher für ihre sicheren Jobs und Pensionen sehen.

Im Dienst einer höheren Menschlichkeit

Die meisten Rechtspopulisten wissen schließlich ganz genau, wie unpopulär die öffentlich-rechtlichen Programme und die dafür eingezogenen Zwangsgebühren beim Volke sind. Der Vorsitzende des ORF-Redakteursrates, Dieter Bornemann, freute sich schon nach dem Zusammenbruch der rechtskonservativen Regierungskoalition in Österreich darüber, daß „die Bedrohung über eine Gesetzesänderung“ erst einmal vom Tisch sein dürfte.

Auch die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (AGRA) nennt ausgerechnet das sogenannte Strache-Gate als Grund für das „journalistische“ Bündnis gegen den Rechtspopulismus. In ihrer Stellungnahme heißt es: „Gerade der Ibiza-Skandal rund um den österreichischen Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und die Angriffe auf den Journalismus zeigen deutlich, wie wichtig es ist, sich gemeinsam gegen populistische Attacken zu wehren.“

Ein so heiliger Zweck rechtfertigt offenbar alle Mittel. Die Zusammenarbeit mit dubiosen Kriminellen, der Verstoß gegen Persönlichkeitsrechte und Datenschutzgesetze sind genauso Opfer, die erbracht werden müssen, wie sämtliche Regeln des menschlichen Anstands, die über Bord geworfen werden müssen, wenn es um eine noch viel höhere Form der Menschlichkeit geht. Wenn sich am Ende doch noch herausstellen sollte, daß hinter der heimlichen Überwachung der Politiker auch der politische Gegner steckt: was soll’s?!

Rechts-Parteien im Dienste der „Konterrevolution“

So manch großer „Gauner“ und Überwacher der Politgeschichte war wohl einfach auf der falschen Seite oder nicht in der richtigen Partei. Wäre Richard Nixon ein Linker gewesen, würden ihn die Medien vermutlich bis heute als strahlenden Helden der politischen Aufklärung feiern.

Allein auf seinen außerparlamentarischen Arm in den linksgrünen Medienhäusern will sich das EU-Establishment dann aber doch nicht verlassen. Der Europarat in Straßburg hat deshalb die geplante Bildung einer Fraktion europäischer Rechtsparteien verboten. „FPÖ, AfD und die Lega wollen die Demokratie und den Rechtsstaat zerstören und den Menschen fundamentale Rechte verweigern“, sagt Europarat-Staatskammer-Präsidiumsmitglied Frank Schwabe (SPD) zur Begründung. Und weiter: Viele ihrer Mitglieder seien „rassistisch, antisemitisch und islamophob“. Das stehe den Werten des Europarats „in fundamentaler Weise entgegen“.

Der Sozialdemokrat hat allerdings vergessen, zu erwähnen, daß sämtliche Rechts-Parteien im Dienste der „Konterrevolution“ stehen und damit das sozialistische Friedensprojekt namens Europäische Union, auch bekannt als „Paradies auf Erden“, gefährden.

Gratismutiger Schlaubischlumpf

Ein Beispiel für Populismus, der den meisten Journalisten und „guten Europäern“ gefällt, lieferte dieser Tage der YouTuber Rezo. Der junge Mann mit den blauen Haaren, der ein bißchen so aussieht wie einer dieser DSDS-Kandidaten, die irgendwann auf Drogen, im Knast oder im Dschungelcamp enden, hat ein Video gegen die CDU gemacht. Das ist zwar in etwa so kreativ und unangepaßt, wie sich im Tinder-Profil als „veganer Traveler“ zu beschreiben, in vielen deutschen Zeitungsredaktionen überschlug man sich aber geradezu vor Begeisterung für die „geniale Ansage“ des gratismutigen Schlaubischlumpfs.

In seinem Clip „Zerstörung der CDU“, ein Videotitel, der, käme er von einem rechten Youtuber, allein schon sämtliche Filtersysteme heißlaufen lassen würde, leiert Rezo brav alles runter, was ihm und seiner Generation seit Jahren 24/7 ins Hirn getrichtert wurde: Die Klimakatastrophe „zerstört unser Leben“, die Reichen werden immer Reicher und die Armen immer Ärmer, die USA führen ständig Krieg, weil das „vielleicht deren Hobby“ ist, Deutschland steht unter der Fuchtel der „Amis“ und macht so ziemlich alle Schandtaten mit.

Influencer mit Wahlwarnung

Das rund 55minütige YouTube-Video ist wie ein sehr, sehr langer taz-Artikel, nur ohne das lästige Lesenmüssen und in einer Sprache, die selbst Katja Krasavice das Gefühl gibt, die Welt verstanden zu haben. Das Erotiksternchen gehört auch zu den 70 „Influencern“, die sich inzwischen in einem Video-Statement hinter den YouTube-Star stellen.

Zumindest für Krasavice eine vermutlich eher ungewohnte Position. Gemeinsam fordern die YouTuber: Wählt nicht CDU/CSU, SPD und schon gar nicht die AfD. Wen ihre Fans stattdessen wählen sollen, verraten die kleinen Grünschnäbel nicht so direkt. Das sollen die jungen Menschen dann scheinbar doch selbst „entscheiden“. Hoffentlich ist die zur Denkfaulheit erzogene „Generation Y“ damit nicht überfordert.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag