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Brandenburger Tor: Symbolpolitische Peinlichkeiten

Brandenburger Tor: Symbolpolitische Peinlichkeiten

Brandenburger Tor: Symbolpolitische Peinlichkeiten

Brandenburger Tor
Brandenburger Tor
Das Brandenburger Tor im Juni 2016 nach dem Attantat von Orlando Foto: picture alliance/dpa
Brandenburger Tor
 

Symbolpolitische Peinlichkeiten

Nach dem Terroranschlag von St. Petersburg wird das Brandenburger Tor nicht mit den russischen Farben erstrahlt. Weil es keine Partnerstadt von Berlin traf, so die fadenscheiniger Erklärung. Man mag über den Sinn der Lichtinstallationen streiten, doch die Geste der Trauer und Solidarität den Russen aus vordergründigen politischen Motiven zu verweigern, ist unanständig. <>Ein Kommentar von Michael Paulwitz.<>
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Im Grunde ist es ein albernes Ritual, das vielen auf die Nerven geht: Wenn der islamische Terror wieder zugeschlagen hat, wird abends das Brandenburger Tor als Wahrzeichen der Hauptstadt in den Nationalfarben des betroffenen Landes angestrahlt. Eine symbolpolitische Ersatzhandlung, die auch den Zweck verfolgt, die Bürger an die neue Normalität des allgegenwärtigen Terrors zu gewöhnen und von der Verantwortung der Politik abzulenken.

Richtig ärgerlich wird es allerdings, wenn dabei auch noch politisch korrekt in Opfer erster und zweiter Klasse sortiert wird: Anschläge in Paris, London, Brüssel oder Istanbul? Da sind Tricolore, Union Jack, der belgische Dreifarb oder der türkische Halbmond gleich zur Hand. Massaker in einer Schwulenbar in Orlando? Bitte sehr, Regenbogenbeleuchtung! Aber Terroranschlag im russischen St. Petersburg mit vielen Toten und Verletzten – nein, da machen wir nichts.

Partnerschaft mit Bezirk Mitte

Das riecht geradezu nach: Nein, der böse Russe, der gehört nicht zu uns. Zwar behauptet ein Senatssprecher, man hätte sowieso eine Regel, die Beleuchtung nur einzuschalten, wenn „Partnerstädte“ von Berlin betroffen seien. Davon solle nur „in Ausnahmefällen“ abgewichen werden.

Nizza und Jerusalem sind also „Ausnahmefälle“, die Berlin besonders nahestehen? Orlando in den USA auch, aber das viel näher gelegene St. Petersburg nicht? Die Ausrede ist nicht mal gut erfunden. Zwischen dem Berliner Stadtbezirk Mitte, in dem das Brandenburger Tor steht, und einem St. Petersburger Bezirk gibt es nämlich sogar eine offizielle Städtepartnerschaft.

Unanständig

Wieder blamiert. Über den Sinn der Lichtinstallationen mag man streiten, doch wenn man sie als Geste der Trauer und Solidarität mit vom Terror heimgesuchten Menschen begreift, ist es unanständig, sie einer Stadt, die noch dazu im selben Kulturkreis liegt, aus vordergründigen politischen Motiven zu verweigern.

Noch besser wäre es freilich, die Symbolpolitik bleiben zu lassen und statt dessen den Kampf gegen die islamischen Terroristen entschlossen anzupacken. In diesem Kampf sitzen Nordamerika, Europa und Rußland in einem Boot. Die richtige Reaktion auf den Terrorakt in der St. Petersburger U-Bahn wäre daher ein klares Signal aus Berlin an Rußland zur engen Zusammenarbeit im Anti-Terror-Kampf. Angesichts der nicht wenigen tschetschenischen Islamisten, die sich hierzulande unbehelligt als „Asylbewerber“ tummeln, hätten sogar beide Seiten etwas davon, wenn Deutschland endlich Ernst machte.

Das Brandenburger Tor im Juni 2016 nach dem Attantat von Orlando Foto: picture alliance/dpa
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