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Silvester: Die Wacht am Rhein

Silvester: Die Wacht am Rhein

Silvester: Die Wacht am Rhein

Polizeifahrzeug
Polizeifahrzeug
Kölner Polizei präsentiert gepanzertes Fahrzeug für Silvesterfeier Foto: picture alliance / Oliver Berg / dpa
Silvester
 

Die Wacht am Rhein

Merkwürdige Dinge geschehen derzeit in Deutschland. Obwohl Parteien und Medien beteuern, dieses Land sei sicher, die Kriminalität sei durch Migranten nicht gestiegen, „rüsten“ sich Köln und andere Städte für die Silvesternacht. Überhaupt dürfte 2016 als jenes Jahr in die Annalen eingehen, in welchem Schutzsuchen vor Schutzsuchenden zur Trendsportart avancierte. Ein Kommentar von Michael Klonovsky.
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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Merkwürdige Dinge geschehen derzeit in Deutschland. Obwohl die Parteien und staatsfromme Medien im Tagestakt beteuern, dieses Land sei sicher, die Kriminalität sei durch Migranten nicht gestiegen, Flüchtlinge seien keineswegs krimineller als diejenigen, „die schon länger hier leben“ (A. Merkel), „rüsten“ sich Köln und andere Städte für die Silvesternacht.

Wobei „rüsten“ buchstäblich gemeint ist: Üppige Polizeiaufgebote, Überwachungskameras und sogenannte neue Veranstaltungskonzepte sollen sexuelle Übergriffe und Gewalttaten verhindern. Da es aber zumindest keinen importierten Kriminalitätsanstieg gibt, fragt sich der Eingeborene, der jahrzehntelang unbehelligt Silvester feierte, irritiert: Wozu?

Schutzsuchen vor Schutzsuchenden

Dort, wo sich „im Rhein, im schönen Strome“, wie Heine dichtete, „mit seinem großen Dome das große, heilige Köln“ spiegelt, ist obendrein ein „Böllerverbot“ angekündigt. In Düsseldorf übrigens auch. Nachdem deutsche Empathie-Athleten vor der längst legendären Silvesterkirmes 2015 schon einmal darüber debattiert hatten, ob die Knallerei nicht in traumatisierten Bürgerkriegsflüchtlingen schreckliche Erinnerungen wachrufen könnte und besser unterbleiben möge, haben sich die Begründungen nunmehr freilich um 180 Grad gedreht.

Immerhin ist der Kölner Dom als Symbol des Christentums vergangenes Jahr von muslimischen Schutzsuchenden so massiv mit Silvesterraketen beschossen worden, daß sich bei den Besuchern drinnen der Wunsch nach Schutz zu regen begann. Überhaupt dürfte 2016 als jenes Jahr in die Annalen eingehen, in welchem Schutzsuchen vor Schutzsuchenden zur Trendsportart avancierte.

Der Einzelfall droht überall

Die Unbeschwertheit, die den Alltag dieses Landes vor Merkels Willkommensstaatsstreich kennzeichnete, ist dahin. Überall hat die Polizei wegen befürchteter sexueller Übergriffe ihre Sicherheitskonzepte für Großveranstaltungen verschärft. Es ist nicht mehr möglich, sorglos auf ein Volksfest oder zum Feiern auf einen öffentlichen Platz zu gehen. Der Einzelfall droht überall.

Eine junge, westlich gekleidete Frau muß bei jeder Art öffentlicher Lustbarkeit damit rechnen, von Männern, die noch nicht so lange hier leben, verfolgt, belästigt, begrapscht, beklaut oder gar plazetfrei penetriert zu werden, so wie ein nächtlicher allzu autochthoner männlicher Passant oder Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewärtigen hat, auf eine Gruppe juveniler Heißblüter mit Importbiographie zu treffen, deren unbändiger Stolz in Verbindung mit gewissen Rudelinstinkten bereits in seinem Blick eine Provokation wittert.

„Mit mürrischer Indifferenz“ gegen Terroranschläge

Gewissermaßen als krönende Draufgabe schwebt über jedem Stadtteilfest, jedem großen Fußballspiel, jedem Weihnachtsmarkt, überhaupt jeder Menschenansammlung die Drohung eines terroristischen Angriffs durch Dschihadisten beziehungsweise verwirrte Einzeltäter.

Der brave Bürger ist daran zu erkennen, daß er dies „mit mürrischer Indifferenz“ (Herfried Münkler) hinnimmt. Der gefährliche Bürger indes erfrecht sich, Deutschlands erster humanistischer Diktatorin vorzuwerfen, sie gefährde die innere Sicherheit und den sozialen Frieden des Landes.

Grenzkontrollen jetzt im Innern

Die Münchner Wies’n wurde in diesem Jahr komplett umzäunt, das Dresdener Stadtfest mit Zäunen und Wachtürmen ausgestattet und zur Hochsicherheitszone erklärt. Die offenen Staatsgrenzen und fehlenden Kontrollen derer, die teils bedrückt, teils beschwingt in unser Land strömen, führen unvermeidlich zu Grenzen, Sicherheitszäunen und Kontrollen im Landesinneren. Für die Kölner Jahreswechselfete sind diesmal Obergrenzen für Besucher und deren genaue Inspektion beim Betreten der Domplatte angekündigt – also exakt das, was an der Staatsgrenze untersagt ist.

Apropos: Das Münchner Oktoberfest genießt bekanntlich in linken und feministischen Kreisen den bolzenfest stehenden Ruf als der europäische Vergewaltigungshotspot schlechthin. Nun mischen auch hier Flüchtlinge mit: Bei den festgenommenen Beschuldigten anno 2016 handelte es sich um zwei deutsche Staatsangehörige und 16 ausländische Staatsbürger, darunter sechs Asylbewerber. „Wir haben im vergangenen Jahr die Kontrolle über unsere Grenzen verloren. Jetzt beginnen wir die Kontrolle über Straßen und Plätze zu verlieren“, sagt nun sogar schon Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) und ruft zu mehr „Heimatschutz“ auf.

Anti-Vergewaltigungswäsche als neuer Modetrend

Ein findiger Unternehmer aus Oberhausen bietet dafür als „Weltneuheit“ eine Damenunterhose namens „Safe Shorts“ feil, die sexueller Notdurft mit abendländischer Technik entgegentritt. „Reiß- und schneidfeste High-Tech-Schnüre verhindern das Aus- oder Herunterziehen“, ein „flexibler, weicher Protektor im Schritt“ das „Eingreifen“. Als Höhepunkt des Speeddatings ertönt ein „130 Dezibel lauter Sirenen-Poweralarm“, was ungefähr dem Lärmpegel einer startenden Boeing entspricht. Kölle alaaf!

Als die AfD am vergangenen Freitag in Berlin eine „Sicherheits-App“ zur Verbrechensvorwarnung präsentierte, die ein Kölner Unternehmen entwickelt hat, bezeichnete ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei die Aktion reflexhaft als „Quatsch“ und ergänzte: „Die AfD macht ihr Geschäft mit der Angst und Unsicherheit der Bürger.“ Der Präsident des Deutschen Anwaltvereins, Ulrich Schellenberg, sekundierte: „Die App ist völlig überflüssig. Die Polizei in Deutschland macht gute Arbeit und ist über 110 rund um die Uhr erreichbar.“

Wie letztes Silvester in Köln.

JF 52/16-01/17

Kölner Polizei präsentiert gepanzertes Fahrzeug für Silvesterfeier Foto: picture alliance / Oliver Berg / dpa
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