Am Sonntag wird in Niedersachsen gewählt. Einer aktuellen Umfrage von Insa zufolge sieht es nach einem Wahlsieg für die SPD aus. Während die FDP derzeit rund 5 Prozent bekäme, eine Verschlechterung um zwei Prozent, und um den Wiedereinzug in den Landtag bangen muß, verzeichnet die AfD als einzige Partei deutliche Gewinne und hat gute Chancen auf ein zweistelliges Ergebnis. Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT erzählt AfD-Spitzenkandidat Stefan Marzischewski-Drewes was er besser machen würde, als die aktuelle Regierung aus SPD und CDU.
Herr Marzischewski-Drewes, vor einem halben Jahr sah es noch so aus, als müsse die AfD angesichts der Fünfprozenthürde zittern; kurz vor dem Wahlsonntag kratzen Sie an der Zweistelligkeit. Haben Sie sich schon beim Bundeskanzler oder bei Herrn Habeck für die Unterstützung bedankt?
Marzischewski-Drewes: Zwei neue Umfragen sehen uns bereits im zweistelligen Bereich. Der Grund: Die AfD präsentiert praktikable Lösungsvorschläge. Mein Leitsatz: Politik hat den Menschen vor Ort zu dienen. Das findet berechtigterweise immer mehr Zustimmung. Vor einem Kanzler, der an Vergeßlichkeit leidet, und einem Kinderbuchautor, der mit Deutschland nichts anfangen kann, hat die AfD seit Jahren gewarnt. Am 9. Oktober können die Wähler in Niedersachsen diesem Ampelmurks einen Denkzettel verpassen.
Galoppierende Energiepreise, Inflation – die großen Aufregerthemen betreffen die Bundespolitik. Welche spezifisch landespolitischen Akzente setzt die AfD?
Marzischewski-Drewes: In der Landespolitik möchten wir die Förderschule „Lernen“ dauerhaft erhalten. Die Lehrer müssen entlastet und die Unterrichtsversorgung verbessert werden. Zusätzlich wollen wir den Schulen Schulassistenten und IT-Administratoren zur Verfügung stellen. Mit einem radikalen Bürokratieabbau möchten wir die staatlichen Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen beschleunigen und verschlanken. In der Kreisverwaltung in Gifhorn wuchs der Verwaltungsapparat um mehr als 25 Prozent in den letzten fünf Jahren! Ebenso fordern wir die Wiedereinführung des Widerspruchsrechts bei öffentlichen Bescheiden sowie die Abschaffung der ungerechten Straßenausbaubeiträge und natürlich eine Reform des NDR-Staatsvertrages. Das sind nur einige Punkte.
„CDU ist keine konservative Partei mehr“
Manche Bürgerliche sagen: AfD wählen bringt nichts, dadurch wird nur Rot-Grün noch wahrscheinlicher. Was entgegnen Sie denen?
Marzischewski-Drewes: Wer die Christdemokraten wählt, bekommt die Grünen gleich obendrauf. NRW ist ein warnendes Beispiel. Auf Bundesebene bekundet Herr Merz offen seine Nähe zu den Grünen, die für Genderideologie und Deindustrialisierung stehen. Die CDU ist keine konservative Partei mehr, sondern nur noch eine Fata Morgana aus längst vergessenen Tagen. Die FDP steht mit Lindner und Buschmann für Lügen und Unfreiheit. Die AfD steht demgegenüber für ein Denken in Generationen. Sie sagt Ja zur Familie und zum Grundgesetz ohne Einschränkungen. Die Wahlen in Schweden und Italien zeigen, dass es eine Alternative gibt. Darauf baue ich. Vielleicht gibt es den italienischen Moment am 9.Oktober. Es liegt in der Hand der Wähler.
Niedersachsen galt lange als Sorgenkind in der AfD. Die beiden zerstrittenen Lager blockierten sich gegenseitig, dann flog auch die Landtagsfraktion auseinander. Können sich Ihre Wähler darauf verlassen, dass die AfD diesmal bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält?
Marzischewski-Drewes: In Gifhorn im Kreistag und Stadtrat führe ich seit sechs Jahren erfolgreich zwei Kommunalfraktionen an. Wir sind dort Taktgeber der örtlichen Politik. Als leitender Arzt bin ich für rund 70 Mitarbeiter verantwortlich. Ich bin es gewohnt, Teams und Organisationen anzuführen. Ich verbinde und integriere die Menschen. Die Zahl der Mitglieder im Kreisverband wächst stetig seit über zwei Jahren. In diesem Jahr bereits über 30 Prozent.
Häufige Begleiterscheinungen des AfD-Wahlkampfs sind ja zerstörte Plakate, blockierte Veranstaltungslokale oder die Ausgrenzung bei Podiumsdiskussionen. Waren Sie davon wieder betroffen – oder lief es diesmal fairer ab?
Marzischewski-Drewes: Hier überlasse ich die Beurteilung der geneigten Leserschaft: Die Verlustquote an Wahlplakaten in den urbanen Zentren liegt bei zirka 75 Prozent. In meinem Landkreis bei etwa 50 Prozent. Der Landessportbund lädt alle Spitzenkandidaten ein, nur mich nicht. Die niedersächsische Ärztekammer gibt für die Nichteinladung meiner Person Platzmangel an! Ein Arzt als Diskussionspartner hätte vermutlich gestört. So sieht ein Teil der real gelebten Toleranz und Meinungsfreiheit in Niedersachen aus. Zur Wahrheit gehören aber auch die vielen Interviewanfragen, die ich alle beantwortet habe. Vom Stadtjugendring Wolfsburg bin ich eingeladen worden und konnte dort mit knapp 200 Schülern angeregt diskutieren. Die Zustimmung, die ich dort erfahren habe, bestätigt mich in meiner Annahme, ein sehr gutes Wahlergebnis zu erreichen.
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Stefan Marzischewski-Drewes ist Spitzenkandidat der AfD bei der Landtagswahl am Sonntag. Der 57jährige arbeitet als Radiologe und Allgemeinmediziner in Gifhorn.
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