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Evolutionsbiologe Kutschera: „Ich sehe Parallelentwicklungen der US-Verhältnisse auch hierzulande“

Evolutionsbiologe Kutschera: „Ich sehe Parallelentwicklungen der US-Verhältnisse auch hierzulande“

Evolutionsbiologe Kutschera: „Ich sehe Parallelentwicklungen der US-Verhältnisse auch hierzulande“

Ulrich Kutschera: „Frauen sind, entwicklungsbiologisch betrachtet, das primäre Geschlecht“ Foto: Foto: imago images / Horst Galuschka / picture alliance / AP Photo / JF-Montage
Ulrich Kutschera: „Frauen sind, entwicklungsbiologisch betrachtet, das primäre Geschlecht“ Foto: Foto: imago images / Horst Galuschka / picture alliance / AP Photo / JF-Montage
Ulrich Kutschera: „Frauen sind, entwicklungsbiologisch betrachtet, das primäre Geschlecht“ Foto: Foto: imago images / Horst Galuschka / picture alliance / AP Photo / JF-Montage
Evolutionsbiologe Kutschera
 

„Ich sehe Parallelentwicklungen der US-Verhältnisse auch hierzulande“

Die Unruhen in den USA und das Bestreben in Deutschland, den Rasse-Begriff abzuschaffen, werfen erneut die Frage auf: Was sind Rassen? Mythos oder wissenschaftliche Realität? Der Evolutionsbiologe und Bestsellerautor Ulrich Kutschera spricht im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT über sein neues Buch, in dem er sich unter anderem diesen Fragen widmet.
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Die Unruhen in den USA und das Bestreben in Deutschland, den Rasse-Begriff abzuschaffen, werfen erneut die Frage auf: Was sind Rassen? Mythos oder wissenschaftliche Realität? Der Evolutionsbiologe und Bestsellerautor Ulrich Kutschera widmet sich in seinem neuen Buch unter anderem dieser Frage.

 Herr Kutschera, wie bewerten Sie die aktuellen Unruhen in den USA im Lichte der Evolution des Menschen?

Ulrich Kutschera: Zunächst sei klargestellt, daß die brutale Festnahme des 46jährigen George Floyd in Minneapolis, die zum Tod des Afroamerikaners geführt hat, ein barbarischer Gewaltakt war, der aufs Schärfste verurteilt werden muß! Gegen die vier Polizei-„Officers“, drei Weiße und ein Asiate, ist Anklage erhoben worden – sie werden nach strengem US-Recht bestraft. Die zunächst friedlichen Proteste gegen Rassismus sind aber bald in wild-aggressive Volksaufstände mit Plünderungen und Attacken gegen unschuldige Bürger ausgeartet. Den Protestierenden geht es wohl inzwischen eher um den Versuch, die Regierung von Präsident Donald Trump zu beseitigen. Derartige Machtkämpfe liegen leider in der Natur des Menschen, wie ein Blick in unsere evolutionäre Vergangenheit eindeutig zeigt.

In Ihrem neuen Buch „Klimawandel im Notstandsland. Biologische Realitäten widerlegen Politische Utopien“ beschreiben Sie die in den USA offiziell anerkannten „Fünf menschlichen Rassen“. Welche sind das und ist die US-Rasseneinteilung wissenschaftlich haltbar?

Kutschera: Da ich von 1985 bis 1988 als Postdoktorand in Stanford, Kalifornien, gearbeitet habe und seit 2007 dort als „Visiting Scientist“ tätig bin, kann ich als „Insider“ sprechen: Gemäß dem „Race & Ethnicity“-Schema von 2017 des US-Census-Bureau gilt in den Vereinigten Staaten die „Five-Human Races“-Einteilung: Schwarze (Afrikaner), Weiße (Kaukasier), außerdem „Asian“ (Asiaten), „American Indian“ (US-Indianer) und „Oceanian“ (Ozeanier). Bei jeder Kindergarten-Anmeldung wird danach klassifiziert – das ist in den USA Standard.

In meinem Buch habe ich unter Verweis auf die diesbezüglichen Publikationen des US-Professors Quayshawn Spencer von der Stanford University diese „Fünf menschlichen Rassen“ und deren evolutionären Ursprung beschrieben. Wie im Text und einer Abbildung dargelegt, ist Professor Spencer ein „African (Black) American“. Auf Grundlage von Gen-Stammbäumen etc. vertritt er diese Fünf-Abstammungsgruppen-Einteilung der Menschheit. Da ich in Stanford seine exzellenten Vorträge gehört habe, halte ich diese Interpretation der Daten für angemessen.

„Nach dieser Logik wäre Charles Darwin ein Rassist“

Aber laut der „Jenaer Erklärung“ von 2019 gibt es doch gar keine Rassen.

Kutschera: Mein Buch ist unter anderem dem Leben und Werk des Zoologen und „deutschen Darwin“, Ernst Haeckel, der von 1834 bis 1919 lebte, gewidmet. In Kapitel vier habe ich die zum 100. Todestag Haeckels in Jena an der Friedrich-Schiller-Universität verlesene Erklärung „Menschenrassen gibt es nicht“ vorgestellt und analysiert. Meiner Ansicht nach sind die Jenaer Argumente eher politisch als biologisch motiviert. Deren These „Rassismus macht Rassen“ ist fragwürdig.

Gemäß dieser Logik wären Charles Darwin, Haeckel und der schon genannte schwarze US-Professor Quayshawn Spencer als „Rassisten“ zu bezeichnen, da sie die reale Existenz von Afrikanern, Kaukasiern und Asiaten als unterscheidbare Populationen vertreten haben, beziehungsweise, wie Spencer, verteidigen. Selbstverständlich gibt es fließende Übergänge an den geographischen Grenzen dieser evolvierten Menschengruppen. Spencer spricht daher auch von einer „Mixed Race Identity“ (Gemischtrassischen Identität), die er als Gruppe Sechs bezeichnet.

Rassen werden oft soziale Konstrukte oder gesellschaftliche Produkte von Diskriminierung genannt – stimmt das also nicht?

Kutschera: Die Idee des „Sozialkonstruktivismus“ – wesentliche Eigenschaften des Menschen sollen von der Gesellschaft determiniert werden, die Biologie dagegen sei zweitrangig – habe ich im Buch unter anderem unter Verweis auf die Coronaviren-Infektionszyklen widerlegt. Es gibt in den Naturwissenschaften objektive Fakten, die politisch neutral und nicht wegzudiskutieren sind. Ich verweise auf die im Text vorgestellte „US-Association of Black Psychologists“, ein Zusammenschluß hochqualifizierter Afroamerikaner mit Master- und Doktortitel, die die „Human Races“ akzeptieren und deren Unterschiede erforschen. Eine Herabwürdigung von Menschen wegen spezifischer äußerer Merkmale, Diskriminierung genannt, ist dagegen inakzeptabel.

„Die NS-Rassenlehre war völlig unwissenschaftlich und stammte aus okkulten Quellen“

Aber ist „Rasse“ denn nicht Kern der NS-Ideologie und Rassismus nicht eine gewisse Form ihres Fortlebens?

Kutschera: In Kapitel fünf habe ich das Leben, die Ideologie und die Verbrechen des Diktators Adolf Hitler aus evolutionsbiologischer Perspektive dargestellt: Die Nationalsozialisten haben die Biologie in dieser Hinsicht tatsächlich abgelehnt und eine Pseudorassen-Lehre vertreten, die mit den „Five Human Races“ nichts zu tun hat. Wie ausführlich dargelegt, glaubten die NS-Verbrecher an die Existenz von zehn „Rassen“, mit der „Nordischen Rasse“ an der Spitze. Das ist Pseudo-Biologie ohne faktische Grundlage. Alle Hitlerschen „Rassen“ gehören tatsächlich zu einer Rasse, den Kaukasiern: Deutsche, Türken und Araber etwa sind also keine verschiedenen „Human Races“, sondern werden zum Beispiel in der Völkerkunde als „ethnische Gruppen“ bezeichnet. Daher habe ich eine lange überfällige „Entnazifizierung“ der Biologie vorgenommen: eine klare Darlegung, daß die NS-Verbrecher die Erkenntnisse der Biowissenschaften abgelehnt und ihre abscheuliche politische Ideologie unter anderem aus okkulten Quellen zusammengeschustert haben.

Ulrich Kutschera: Klimawandel im Notstand
Ulrich Kutschera: Klimawandel im Notstand

In Ihrem Buch haben Sie eine „Neue Anti-Rassismus-Erklärung“ formuliert. Warum ist das nötig?

Kutschera: Die Autoren der von mir kritisierten „Jenaer Erklärung“ haben zu Recht jegliche Form von Rassismus verurteilt. Die von mir vorgestellte „Neue Anti-Rassismus-Erklärung“ geht gemäß Spencer von der realen Existenz der „Five Human Races“ aus. Als evolvierte Abstammungsgruppen sind aber alle Populationen, trotz weitgehend geographischer Trennung, gleichwertige Homo-Sapiens-Kollektive. Menschenrechte müssen für alle Kulturen, und beide Geschlechter, Männer wie Frauen, in gleicher Weise gelten. Die noch heute in vielen Kulturen vollzogene Frauenschändung, in vielen Spielarten bekannt, muß unterbunden werden. Frauen sind, entwicklungsbiologisch betrachtet, das primäre Geschlecht und verdienen besonderen Schutz und Achtung – weltweit!

„Die Hoffnung auf einen guten Ausgang stirbt zuletzt“

Die Tatsache, daß in den USA die „Five Human Races“ gelten, widerspricht doch nicht deren friedlichem Zusammenleben. Was also läuft in den Vereinigten Staaten falsch?

Kutschera: Zunächst sei vermerkt, daß in vielen Bereichen, zum Beispiel in Stanford, wo prominente „Black Professors“ lehren, etwa Ex-Präsidentenberaterin Condoleeza Rice, das friedliche Zusammenleben gut funktioniert. Ich habe den Eindruck, daß aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Misere – Abbau der Mittelschicht, unter anderem verstärkt durch die Corona-Maßnahmen – und den Diskriminierungen gegenüber gewissen Gruppen von „Black Americans“ jetzt eine gefährliche Entwicklung voranschreitet: ein Zerfall der amerikanischen Gesellschaft. Die Ursachen sind vielschichtig und werden unter anderem von den bereits erwähnten Mitgliedern der US-Vereinigung der „Black Psychologists“ wissenschaftlich untersucht. Deren hierzulande weitgehend unbekannte Erkenntnisse habe ich im Buchtext beschrieben.

Welche Lehren würden Sie für Deutschland aus all dem ziehen?

Kutschera: Auch in Deutschland beobachten Soziologen einen schwindenden Zusammenhalt der Gesamt-Population, die oft segregiert nach ethnischen Gruppen in verschiedenen Stadtteilen koexistiert, aber nicht kooperiert. Als berufsbedingter Dauer-Pendler zwischen den USA und Deutschland sehe ich mit Blick auf die erodierenden US-Verhältnisse durchaus Parallelentwicklungen hierzulande. In Kapitel zehn meines Buchs habe ich die evolutionäre Zukunft Deutschland beziehungsweise Europas analysiert, mit folgendem Fazit: Die Hoffnung auf einen guten Ausgang der derzeitigen demographisch-gesellschaftlichen Entwicklung – verbunden mit den im Text und den Abbildungen dargestellten humanbiologischen Fakten – „stirbt zuletzt“.

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Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Jahrgang 1955, Evolutionsbiologe und Physiologe, Autor über dreihundert wissenschaftlicher Publikationen und 14 Bücher, ist bei ResearchGate – dem sogenannten „Facebook der Wissenschaft“ – in der Spitzenkategorie aller Naturwissenschaftler weltweit gelistet. Sein neues Buch „Klimawandel im Notstandsland. Biologische Realitäten widerlegen Politische Utopien“ ist soeben bei Amazon Media erschienen. Weitere Informationen zu dem Buch finden Sie hier.

Ulrich Kutschera: „Frauen sind, entwicklungsbiologisch betrachtet, das primäre Geschlecht“ Foto: Foto: imago images / Horst Galuschka / picture alliance / AP Photo / JF-Montage
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