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Berlin-Neukölln: Wenn der Messer-Wahnsinn die Schule erreicht

Berlin-Neukölln: Wenn der Messer-Wahnsinn die Schule erreicht

Berlin-Neukölln: Wenn der Messer-Wahnsinn die Schule erreicht

Kriminaltechniker untersuchen nach dem Messerangriff den Tatort vor der Neuköllner Schule Foto: picture alliance/dpa | Dominik Totaro
Kriminaltechniker untersuchen nach dem Messerangriff den Tatort vor der Neuköllner Schule Foto: picture alliance/dpa | Dominik Totaro
Kriminaltechniker untersuchen nach dem Messerangriff den Tatort vor der Neuköllner Schule Foto: picture alliance/dpa | Dominik Totaro
Berlin-Neukölln
 

Wenn der Messer-Wahnsinn die Schule erreicht

In Sekundenschnelle wurde aus der Tischtennispartie auf dem Hof ein Alptraum: Erst kletterte der Mann mit dem Küchenmesser über den Schulzaun, dann griff er die zwei spielenden Mädchen an. Eines kämpft noch immer ums Überleben.
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Zwei kleine Mädchen, nur sieben und acht Jahre jung, spielen auf dem Hof der Evangelischen Schule Neukölln Tischtennis. Am helllichten Tag. Die Sonne scheint. Nur Minuten später kämpfen die beiden Freundinnen um ihr Leben. Weil ein Mann mit einem Küchenmesser auf sie eingestochen hat. Und schon wieder soll der Täter ein psychisch Kranker sein. Der total normale Wahnsinn in der Bundeshauptstadt.

Rückblick: Am Mittwoch gegen 15:10 soll ein Mann (38) über den Zaun des Pausenhofes der Evangelischen Schule (800 Schüler in den Klassen 1-13) in der Mainzer Straße geklettert sein. Unvermittelt greift er die beiden Kinder, die an der Tischtennisplatte stehen, an. Seine Waffe: Ein Küchenmesser. Auf die Siebenjährige, sticht er mehrfach ein, so die Ermittlungsbehörden.

Wer die Rettung und die Polizei alarmierte, ist bisher unklar. „Die beiden Mädchen konnten sich dem Täter selbstständig entziehen“, sagt Staatsanwältin Karen Sommer im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT. Die Kinder kommen ins Krankenhaus. Sie sind lebensgefährlich verletzt. Sofort werden die Mädchen operiert. Das ältere der beiden ist auch einen Tag nach der Tat in einem lebensbedrohlichen Zustand.

Polizisten mit Maschinenpistolen umstellen die Schule

Polizisten mit Maschinenpistolen umstellen das Schulgelände. Beamte nehmen den Täter „noch in der Nähe des Tatortes“ fest, so die Staatsanwaltschaft. Der Mann gesteht die Tat. Die Tatwaffe kann sichergestellt werden. Ein Motiv gibt er nicht an. Dafür meinen die Ermittler allerdings Anhaltspunkte zu sehen, daß eine möglicherweise durch Betäubungsmittel induzierte psychische Erkrankung vorliege, so die Staatsanwaltschaft. „Er muß noch begutachtet werden“, so Sommer der JUNGEN FREIHEIT gegenüber.

Der Mann soll Berliner sein und die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Der Tagesspiegel schreibt, daß sein Name Berhan S. sei. „Der Mann ist polizeilich vorbelastet wegen Kleinkriminalität“, sagt Staatsanwältin Sommer gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. „Unter anderem wegen Diebstahls und Erschleichung von Leistungen.“ Also Schwarzfahren, wie die Staatsanwältin bestätigt.

Der Tatvorwurf lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Der Mann wird heute noch einem Ermittlungsrichter vorgeführt. „Es gibt Anhaltspunkte, daß der Beschuldigte zur Tatzeit schuldunfähig war, deswegen soll ein Unterbringungsbefehl beantragt werden“, sagt Sommer. Das Ziel: Unterbringung in den Krankenhaus-Maßregelvollzug.

Schule befindet sich in direkter Nachbarschaft zu Drogentreff

Direkt neben der Schule am Fußweg Sasarsteig – er verbindet die Mainzer- und die Reuterstraße – konsumieren Drogenabhängige schon tagsüber Betäubungsmittel. In unmittelbarer Nähe der Schule befindet sich ein polizeibekannter Drogentreff. Das Lokal wurde schon im September 2021 pressewirksam von der Polizei durchsucht. Es soll sich um ein Clan-Café handeln.

Katharina Günther-Wünsch (CDU), die Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, war noch am Tattag zur Schule gefahren: „Was wir bis jetzt wissen ist, daß es sich um einen Einzeltäter handelt“, sagte sie gegenüber Journalisten.

Hat der mutmaßliche Täter schon einmal zugeschlagen?

Im Internet kursiert unterdessen ein Artikel des Tagesspiegels aus dem Jahr 2009. Es geht um eine Messerattacke auf eine damals 24jährige Frau in Kreuzberg. Der Name des mutmaßlichen Täters lautet Berhan S., er war der Lebensgefährte des Opfers, und soll, wie der Tagesspiegel damals berichtete, aus eine strenge islamischen türkischen Familie stammen. Beim Tötungsversuch an der Neuköllner Schule soll der Täter – so der Tagesspiegel – ebenfalls Berhan S. heißen.

Handelt es sich nur um eine zufällige Namensgleichheit oder um denselben Täter? Die JUNGE FREIHEIT fragte bei der Berliner Staatsanwaltschaft nach. „In unserem System ist zu dem Neukölln-Beschuldigten keine Tat aus 2009 verzeichnet“, so Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner. „Ich kann es aber auch nicht ausschließen, daß der Vorgang hier mittlerweile gelöscht ist und es sich trotzdem um ein und dieselbe Person handelt.“ Die JF wird auch weiterhin über den Fall berichten.

Kriminaltechniker untersuchen nach dem Messerangriff den Tatort vor der Neuköllner Schule Foto: picture alliance/dpa | Dominik Totaro
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